Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

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LeonieMay
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#1 Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

Beitrag von LeonieMay » Do 13. Dez 2012, 20:28

Mir fällt immer öfter auf, da in Foren Bilder über die Steckbriefe oder Verkaufsanzeigen, Video´s, etc. erscheinen, daß immer weniger Pferde, so wie es nach der klassischen Reitlehre beschrieben ist, reell durchs Genick gehen. Am 2-3 Halswirbel wird abgeknickt und das Genick bildet somit nicht mehr den höchsten Punkt.

Ebenso ist mir aufgefallen, daß es nicht mal mehr auffällt. Nicht mal den Richtern. Wie sieht ihr die Entwicklung? Wie handhabt ihr es?


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Fesia
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#2 Re: Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

Beitrag von Fesia » Fr 14. Dez 2012, 07:55

Da hast du ja ein Thema gefunden :) :)

also ich bin ja seit fast fünfzehn jahren zweimal die Woche immer beim gleichen RL. Und mir wurde als kleines Kind immer schon eingetrichtert, dass was man vorne braucht, muss man hinten holen. Die Ohren sollen immer der Höchste Punkt sein, und die Pferdenase darf nicht hinter die Senkrechte, da es sonst diesen "falschen Knick" gibt.

Leide sind bei mir auch viele im Verein, die nur auf die äußere Form achten und das prima finden, dabei geht das Pferd im Arbeitstrab nicht mal in die Spur, weil die so nie ne Chance haben die Hinterhand heran zu holen.

Da wir jedes Jahr auch im Verein ein Turnier haben bis M, sehe ich da leider viele "abgeknickte Halsschaniere"... Und die Leute sind immer gut plaziert, und die wo halt ein Pferd haben, wo nicht mortz das Gangvermögen hat, aber astrein nach der Ausbildungsskala läuft, ist weit hinter den "Profis"

Das war unter anderem auch ein Punkt, warum ich die Turnierreiterei an Nagel gehängt habe
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LeonieMay
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#3 Re: Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

Beitrag von LeonieMay » Fr 14. Dez 2012, 08:34

Was mir eben aufgefallen ist, daß es ist nicht mehr der absolut auf den ersten Blick sichtbare, hinter der totalen Senkrechte gerittene Vierbeiner ist, nur eben so - ein hauch von -, sodaß es hinten noch gut kommt und oben in eins Rund läuft und ein abgerundetes, harmonisches Gesamtbild ergibt. Mir schwebt da ein Bild vor Augen, was ich grad frisch gesehen habe, mag es aber hier nicht einfach so rein tun. Werde aber mal nachfragen, ob das ginge beim Chef.
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Charda
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#4 Re: Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

Beitrag von Charda » Fr 14. Dez 2012, 08:41

Nach wie vor wird auch in allen Lehrbüchern die Korrekte Anlehnung mit dem Genick als Höchsten Punkt gelehrt. Die Kopflinie kurz vor der senkrechten. Leider kann man dann aber auch oft beobachten, wie sich einige Pferde "Oben rein stellen" und nicht mehr korrekt über den Rücken schwingen. Was in meinen augen schädlicher ist, als ein korrekt über den Rücken gerittenes Pferd, das locker Schwingt und dann halt die Nase LEICHT hinter der Senkrechten hat.

Schlimmer find ich allerdings das Moderne falsche Knick reiten mit Abgeklemmten Ganaschen! Auch auf den Turnieren fällt mir immer mehr auf, dass korrekt gerittene Pferde schlechter benotet werden. Der Hinweis im Protokoll: Fehler in der Anlehnung.
Also wird es dort schon gerne gesehen, dass die Pferde "runder" geritten werden. Meist deutlich hinter der Senkrechten gehen und für mich def. zu eng.

Das Schlimmste ist für mich zu sehen, wie, egeal ob auf dem Abreiteplatz oder Zuhause, die Tiere ständig in Aufrichtung und in Arbeitshaltung geritten werden. Keine Verschnaufpausen oder Pausen in der Dehnungshaltung. Für mich ist das absolut unsinnig, da die Muskulatur sich dann gar nicht erholen kann, bzw auch nicht wirkich aufgebaut werden kann. Das Nackenband ist meist völlig verkürtzt und dadurch die Rückenmuskulatur auch eher schwach.
Viele Menschen sind zu gut erzogen um mit vollem Mund zu sprechen, haben aber keine Probleme dies mit leerem Kopf zu tun.
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LeonieMay
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#5 Re: Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

Beitrag von LeonieMay » Fr 14. Dez 2012, 08:48

So, ich darf und hab ein Bild.

http://www.ehorses.de/deutsches-reitpon ... 49871.html

Und ja, ich meine den "Hauch von", wenn sich jemand jetzt fragt was hat sie denn. Denn auch dieser Hauch kann zum einen Schaden anrichten im Skelett des Pferdes, zum anderen stellt sich mir eben die Frage, warum finden das Trainer und Richter seit längerem auf einmal hübscher, korrekter oder ansehnlicher, wenn es im Genick oben rund abfällt.

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#6 Re: Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

Beitrag von TinkerBell » Fr 14. Dez 2012, 09:10

Ich seh`s ähnlich kritisch, wie es hier ja schon gesagt wurde.
Auch diesen "Hauch von". Wobei ichs auf dem Foto durchaus als "klar" hinter der Senkrechten bezeichnen würde. Und auch das Genick ist eindeutig NICHT der höchste Punkt.

Ja, mir fällt auch oft auf, dass die Pferde heutzutage häufig so eingestellt sind, dass die HH dabei auch durchaus relativ weit vorgreift. Also nicht nur irgendwo hinterher läuft. Sondern durchaus weit nach vorne tritt.
Aber - und ja, ich hab da ein ganz klares ABER:
bei genau diesen Pferden fällt mir auch ein meist recht hohes Grundtempo auf. Also die typischen "knackigen" Ritte. Bei denen aber, meiner Einschätzung und Beobachtung nach, ZU viel ans Vorwärts gedacht wird. Die HH NUR noch schiebt. Und so gar nicht mehr zum Tragen kommt!
Und DAS ist meiner Meinung nach das Problem.
Der Schub aus der HH kommt in diesen Fällen meist zu sehr nach vorne. Nehmen aber letztlich keine Last von der VH weg. Sondern schieben durch den Schwung noch mehr Last nach vorne.
Da trägt nichts von hinten, sondern schiebt nur.
Selbst wenn der Rücken sogar schwingt. Da trägt nichts so richtig. Und das seh ich als wirklich großes Problem.

Vor lauter "HH muss fleißig mittreten" (was ja generell nichts falsches ist ;) ) wird plötzlich nur noch drauf geschaut, schön fleißig(st) vorwärts. Hauptsache HH tritt weit vor. Dass das aber nur ein Teil des Ganzen ist - wird, wie so oft, vergessen.
Die HH soll natürlich auch schieben. Aber vor allem Tragkraft entwickeln! Damit die Muskulatur gestärkt wird und der Reiter gut getragen werden kann.

So sind jedenfalls meine Gedanken dazu. Deshalb seh ich dieses sehr häufig gesehene hohe Grundtempo wirklich arg kritisch.
Es gibt keine Wege zum Glück. Glücklich sein ist der Weg.

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#7 Re: Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

Beitrag von LeonieMay » Fr 14. Dez 2012, 11:38

Denke das sehen wir alle sehr kritisch.

Doch die Frage, die sich mir aufdrängt ist einfach, warum geht der Trend dahin. Warum wird es auf den Kursen und Lehrgängen neuerdings forciert? Und dementsprechend auch höher benotet.

Das wir beim Reiten wie auch bei allem anderen Trends unterliegen, von schrägerer Kruppe über leichtere Halsung etc. ist verständlich. Doch dieses erschließt sich mir einfach nicht. Von daher auch meine Frage an Euch, ob ihr es genauso empfindet, da sich da etwas in die falsche Richtung immer mehr entwickelt und warum?


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#8 Re: Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

Beitrag von Snoopy » Fr 14. Dez 2012, 11:49

Es entwickelt sich in die falsche Richtung. Definitiv.

Warum? Weil es falsch schneller und leichter zu erreiten ist als richtig!
Und mangelndes Wissen.
Die RLs, die es wissen und noch den guten alten "harten" Unterricht machen, bekommen immer weniger Schüler, weil das Richtig reiten einfach anstrengender für den Menschen ist, als für's Pferd.
Um ihre Schüler zu halten bzw. sogar neue zu bekommen, müssen sie mit dem Trend schwimmen: Schnell, schnell schnell.

5 jährig bitte schön schon Dressurpferde L und am allerbesten noch Dressurpferde M gewonnen oder mindestens plaziert.
6 jährig dann Dressurpferde M fertig und gewonnen.
7 jährig dann M Prüfungen gewonnen. Ohne Dressurpferde davor.
8 jährig die ersten S Touren.
Der Gaul bietet das doch an!

Falscher Knick? Das Pferd siegt doch so! Also alles richtig gemacht.
Wir haben kleine Pferde für kleine Leute, kräftige Pferde für kräftige Leute, schlanke Pferde für schlanke Leute, große Pferde für große Leute.

Und für alle, die noch nie geritten sind, haben wir Pferde, die noch niemand geritten hat
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#9 Re: Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

Beitrag von Blackbeauty » Fr 14. Dez 2012, 12:02

Ich glaube, es kommt daher, dass immer mehr über die Hand gearbeitet wird. Es wird viel zu häufig gelehrt,d as Pferd "einzustellen". Wie oft hört man das Kommando "Stell ihn mal durch!" und wie selten hört man "Hand vor!"?! Der Trend ist in meinen Augen eher unbewusst und schleicht sich durch schlechte Reitlehrer so ein. Da diese Lehrer dann auch oft Richter sind, kommt das eine zum anderen :nosmile:
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#10 Re: Durch´s Genick gehen - in der Moderne....

Beitrag von Snoopy » Fr 14. Dez 2012, 12:27

Da hatte ich bisher ja echt Glück, was den Unterricht angeht.
Richtigschlechten habe ich nur in Reitvereine erlebt, da wurden allerdings alle Pferde ausgebunden und die Zügel hingen eher durch.

Anpacken habe ich bisher nie mitbekommen.
Nur am jetztigen Stall und zu dem Unterricht sage ich hier nichts :stumm:

Meine bisherigen RLs haben auch eher dadrauf geachtet, dass das Pferd von hinten nach vorne an die Hand heran tritt. Die Reiterhand wenig korrigiert. Und wenn eher tendenziell nach vorne bzw. in Richtung leichte Hand.
Welche Handhaltung wann erforderlich ist usw.
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