Fütterung - bis hin zu Zusatzfuttermitteln

Hier geht es um das Krankheitsbild eines hyperaktiven Pferdes. Das Thema steckt noch in den Kinderschuhen, hier soll eine breite Informationsplattform entstehen.
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LeonieMay
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#1 Fütterung - bis hin zu Zusatzfuttermitteln

Beitrag von LeonieMay » Fr 6. Jan 2012, 00:37

Im Thread "was sollte der Tierarzt überprüfen" hab ich unter anderem einen Allergietest auf Futterunverträglichkeit vorgeschlagen. Kraftfutter besteht aus verschiedenen Bestandteilen. Leider reagieren immer mehr Pferd mit Unverträglichkeit darauf.

Eine Allergie zeigt sich nicht immer durch nesselartigen Ausschlag oder Quaddeln, sondern kann das Nervenkostüm der Pferde stark überreizen, es wird quirlig und zappelig. Wenn ihr von daher den Eindruck gewinnt, daß Euer Pferd unmittelbar nach der Futteraufnahme zappeliger wird, der Bewegungsdrang steigt oder in der Box anfängt zu laufen, dann spricht vieles dafür, daß eine Unverträglichkeit vorhanden ist.

Regelmäßige Fütterungszeiten sowie ausreichend Raufutter sind das A und O nicht nur für gesunde Pferde; für Hyperaktive Pferde doppelt so wichtig. Da ich in einem Pensionsstall gelandet war, wo am Wochenende 2 Stunden später als sonst gefüttert wurde, überdrehte meiner vollkommen. Bis ich dahinter kam, was Sonntags anders war als sonst, dauerte es eine Weile. Leider war er somit den ganzen Tag "neben der Spur". Unpünktliche Fütterungen verleitet die Pferde zu wiehern, gegen die Wände zu bollern oder gar anderen Unarten doch erhalten sie dann das begehrte Futter ist ihre Welt meist wieder in Ordnung.

Der Unterschied zur Hyperaktivität ist jedoch so, daß es diese Pferde so dermaßen unter Streß setzt, daß sie kaum noch wieder ihren Ruhepol von selber finden. Es kann sich über den ganzen Tag weiter ziehen.


Weide

Da wir leider nicht mehr riesige Weiden besitzen ist das Umweiden, Umstellen auf andere Weiden kaum noch zu umgehen, um eine Überweidung zu vermeiden. Allerdings ist jede räumliche Veränderung doppelter Streß. Wenn es geht, würde ich versuchen die Weiden langsam weiter zu stecken oder die Weidegrößen so zu wählen, daß nicht wöchentlich gewechselt werden muß. Einfach mal ausprobieren und beobachen, was Euren Pferden gut tut, in wieweit es Streß auslöst, wenn die normale Herde mit umzieht. Herdengröße etc. gehe ich noch genauer im Thread Haltung drauf ein.

Auch die Weidezeiten, wenn es im Sommer nicht 24 Stunden sind, würde ich probieren einzuhalten. Der geregelte Tagesablauf ist nach wie vor sehr wichtig.


Magnesium

Magnesium Zufütterung ist schon immer ein altbewährtes Mittel. Ausprobieren heißt die Deviese. Meiner springt leider nicht drauf an, obwohl wir vom Tierarzt mitlerweile 5 verschiedene Produkte probiert haben von flüssig bis Pulver oder Perlen. Mein Bekanntenkreis freut sich somit aber, da ich sie an sie abtrete, bevor sie hier verschimmeln :D ...bei deren Pferden zeigten sie oft mehr als gute Wirkung.

Von daher bin ich auf ein Zusatzfuttermittel auf L-Tryptophan-Basis umgestiegen, mit dem wir grad im Winter gute Erfolge haben. Da hyperaktive Pferde oft sehr sensibel sind, überreagieren auf Sedierungen etc. brauchte ich nach 5 Tagen nicht mehr 1 Löffel wie angegeben füttern, sondern kam ganz wunderbar mit einer Gabe von 1/4 Löffel aus.


Tryptophan

Die Getreidesorten besitzen essentielle Aminosäuren. Leider heut zu Tage weise sie immer weniger auf. Das Pferd wird also nicht gaga durch die Getreide, sondern verträgt manche Aminosäuren wie im Hafer nicht, die von Gerste im Gegensatz dazu vielleicht aber schon. Fehlt aber eine dieser Aminosäuren, können andere nicht aufgeschlossen werden.

Von daher kann man die Aufnahme der Aminosäuren mit Tryptophan ergänzen und steigern. Sprich die Muskulatur wird lockerer, das Pferd wird wieder ruhiger, kann besser entspannen. Tryptophan wird zu Saritonin umgewandelt, welches für die Entspannung und das Nervenkostüm sehr wichtig sind.

Ich benutze z.B. das Equilizer von Equistro. Da es eine sehr gute Bioverfügbarkeit hat, kann es gut verwertet und aufgenommen werden. Masterhorse bietet ein ähnliches Produkt an, mit weniger Inhaltsstoffen und ist etwas teurer. Da ich hier aber keine Einzelproduktwerbung machen möchte, führe ich es mal mit an. Sicherlich gibt es auch noch andere Firmen, die diese Zusatzfuttermittel anbieten.

Ich möchte noch mal eine Lanze für Produkte vom Tierarzt im Gegensatz zu manchen Versandhäusern die außerdem noch Kleidung etc. anbieten, brechen.

Es gibt im Internet schon Bestellseiten, auf denen man Tierarztprodukte bekommt. Diese sind ja in der Praxis vom Tiearzt erprobt mit Rückmeldungen. Oftmals nicht teurer als in herkömmlichen Versandhäusern, aber in der Herstellung und in der Zusammensetzung hochwertiger.

Ich habe jetzt bei 3 Magnesiumprodukten den Vergleich gehabt. Von daher...lieber ein gutes Präperat über den Tierarzt beziehen, danach im Internet schauen, als 2-4 so aussuchen und keine bis wenig Wirkung zu erzielen ist mitlerweile meine Deviese.

Vitamine

Wie mir jemand den Tip gab, viel es mir fast wie Schuppen von den Augen. In schweren akuten Phasen steigt der Vitaminbedarf wie bei einem Rennpferd an, da sie ja ständig in Bewegung sind und nicht mehr zur Ruhe kommen. Von daher ist es natürlich sinnvoll auch den täglichen Vitaminbedarf zu erhöhen, so daß kein Mangeln grad im Vitamin B und Muskelwertbereich entstehen kann. *Lieben Dank an dieser Stelle noch einmal für den tollen Tipp*

Edit:

Ich möchte Euch noch einmal um etwas bitten; Mitlerweile kommen immer wieder Benachrichtigungen mit Anfragen, habe ich nun ein hyperaktives Pferd oder nicht.

Ich kann auch verstehen, daß man hier nicht unbedingt öffentlich die ganze Geschichte von seinem Pferd aufschreiben möchte, da man ja zumeist schon eine Leidensodyssee hinter sich hat, oftmals zu hören bekam "das unerzogene Pferd" oder man fühlt sich unfähig, weil man sie nicht gehändelt bekommt.

Wer sich nicht unbedingt wegen der Fragen anmelden möchte, wir aber alle über einen regen Austausch profitieren können, habe ich von daher jetzt eine E-Mail Adresse eingerichtet unter



leoniemay( a )gmx.de



Damit aber alle von Euren Erfahrungswerten profitieren könnten, würde ich gerne einige Fragen und Antworten die per PN oder E-Mail gestellt werden, anonymisiert hier einstellen. Falls ihr das nicht möchtet, teilt mir das bitte in Euren Nachrichten mit.

Hilfreich ist es immer, wenn Ihr Video´s vom Verhalten Eurer Pferde machen und mitschicken könntet, was im heutigen High-Tech-Zeitalter der Handy´s ja kaum noch ein Problem ist. Das ist oftmals sehr aufschlußreich.

Lieben Dank, Eure LeonieMay

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#2 Re: Fütterung - bis hin zu Zusatzfuttermitteln

Beitrag von LeonieMay » Sa 9. Feb 2013, 21:18

Wir haben jetzt durch eine Futterumstellung einen mehr als großen Schritt nach vorne getan.

Durch die Empfehlung der Klinik von Hafer doch auf Gerste umzustellen, veränderte sich das Bild der Zappeligkeit nach der Kraftfuttergabe ja schon um einiges.

Jetzt wagte ich eine neue Futterumstellung, nachdem ich mit dem Hersteller persönlich ein sehr langes und informatives Gespräch geführt habe. Und zwar handelt es sich um CME Rice up Bio. Bio, weil die Zusatzstoffe sowie Kräuter weg gelassen wurden. Ich füttere es jetzt über mehrere Monate, muß um einiges weniger geben als Gerste und die Hyperaktivität, die im Winter eigentlich immer zunimmt, wie bei anderen auch, so weit weg, daß ich sogar das Homöopatische Mittel absetzen konnte. Und ich finde dieser Durchbruch kann sich sehen lassen und sollte auch weiter empfohlen werden. Seine Erhaltungsgabe liegt derzeit bei 800 gr. Leider ist er mir verschmiedet worden, so daß er sogar seit 3 Wochen Boxenhaft hat und nur 3 Mal täglich in die Halle kann. Er ist die Ruhe selber. Sicher tobt er mal in der Halle, aber die Schübe bleiben aus, egal ob Wetterwechsel oder Schußübungen der Soldaten hier, nichts. Es ist eine große Freude, daß mit anzusehen.

http://www.better4horses.com/
(Quelle: Better4horses)

Für diejenigen, die es interessiert. Ich denke es ist ein Versuch wert, sicherlich ist es nicht für alle die Lösung, doch der Unterschied macht sich auffallend bemerkbar, zumal der Stoffwechsel sich jetzt nach 3 Monaten auch vollkommen umgestellt hat. Ebenso bleiben die großen Gewichtsabnahmen durch vermehrte Aktivität von ihm aus. Er hält konstant derzeit sein Gewicht.


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