Was sollte der Tierarzt überprüfen

Hier geht es um das Krankheitsbild eines hyperaktiven Pferdes. Das Thema steckt noch in den Kinderschuhen, hier soll eine breite Informationsplattform entstehen.
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LeonieMay
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#1 Was sollte der Tierarzt überprüfen

Beitrag von LeonieMay » Fr 6. Jan 2012, 00:33

Nicht immer sind es Gendefekte die weiter gegeben werden, so daß es zur Hyperaktivität kommt.

Sie kann auch kurz- oder längerfristige organische Ursachen haben. Von daher sollte immer ein Tierarzt hinzugezogen werden um dieses klären zu können.


Blutbild

Die wichtigsten Dinge, die man ausschließen kann über ein Blutbild wären:

- Muskelwerte

- Selenüberschuß

- zu hohe Testosteronwerte beim Wallach

- Hormonstatus Stute


Sollte der Testosteronwert im normalen Blutbild sehr hoch sein, kann man einen weiteren speziellen Testosteron-Test anschließen, welcher zumeist über 10 Tage geht; es wird dem Pferd Testosteron injiziert und nach 10 Tagen nochmals ein Bluttest zur Auswertung genommen. Sollte dieser abermals hoch sein, läßt das auf einen Kryptochiden (Klopphengst) oder Probleme durch die Kastration (wie z.B. Restgewebe o.ä.) schließen.


Schilddrüse

Funktioniert diese nicht einwandfrei, kann sie auch der Verursacher für starke Unruhe sein. Geht über ein Blutbild, sollten die Werte auffällig sein, würde ich zur Sicherheit diese jedoch noch mal Schallen lassen. Mit Medikamenten ist diese aber gut einzustellen, wie auch beim Menschen.


Allergietest

Warum diesen und worauf, fragt ihr Euch sicherlich. Ich würde nicht gleich den großen machen lassen sondern auf Futtermittelunverträglichkeit testen. Immer mehr Pferde reagieren auf Hafer und andere Getreidesorten immer öfter allergisch, ob nun auf die Pilze oder die darin enthaltenen Aminosäuren. Von daher kann die Nervosität auch von dieser Seite kommen, ebenso wie Pflanzen auf der Weide oder im Heu.

RER - Reccurent Exertionel Rhabdomyolysis

Vertreten bei Arabern, Vollblütern oder Warmblütern mit selbigem hohen Blutanteil. Eine Krankheit die sich oftmals wie Hyperaktivität zeigt. Leider bis dato nur über eine Stanzung der Muskulatur nachweisbar. Diese ist aber nicht so schlimm, wie man es sich oft vorstellt oder in Foren ließt. Die Stelle wird örtlich betäubt, dann nimmt der Tierarzt ein Gerät, welches aussieht wie ein Kugelschreiber, drückt oben drauf und es wird so ein mini Strich entnommen. Zur Sicherheit wird es mit 1-2 Stichen genäht und das war es.
Für mehr Informationen über diese Krankheit, da sie ähnlich wie Hyperaktivität vom Erscheinungsbild ist, aber ein Gendefekt auf Muskulärer Basis, habe ich es trotzdem hier mit herein genommen, so daß man noch mal nachdenken kann, ob es wirklich Hyperaktivität ist oder eben RER.

http://equivetinfo.de/html/verschlag.html
(Quelle: equivetinfo)


Abschließend möchte ich nur eine persönliche, kurze Anmerkung anschließen, die mir auf dem Herzen liegt. Manche Tierärzte tun die Frage nach Hyperaktivität ab und sagen, der/die muß nur mal richtig erzogen werden oder "typisch Frauenpferd". Es ist selbst unter Großtierärzten leider noch nicht sehr verbreitet, daher jetzt auch dieser Thread.

Vor 25 Jahren war es bei Hunden und Tierärzten ein ähnliches Problem. Heute ist man da sehr viel weiter. Von daher, Hartnäckigkeit zählt sich manchmal aus oder auf sein Bauchgefühl hören...zur Not sollte man vielleicht einfach mal kurzfristig seinen Tierarzt wechseln ;) es muß ja nicht für immer sein.

Edit:

Ich möchte Euch noch einmal um etwas bitten; Mitlerweile kommen immer wieder Benachrichtigungen mit Anfragen, habe ich nun ein hyperaktives Pferd oder nicht.

Ich kann auch verstehen, daß man hier nicht unbedingt öffentlich die ganze Geschichte von seinem Pferd aufschreiben möchte, da man ja zumeist schon eine Leidensodyssee hinter sich hat, oftmals zu hören bekam "das unerzogene Pferd" oder man fühlt sich unfähig, weil man sie nicht gehändelt bekommt.

Wer sich nicht unbedingt wegen der Fragen anmelden möchte, wir aber alle über einen regen Austausch profitieren können, habe ich von daher jetzt eine E-Mail Adresse eingerichtet unter



leoniemay( a )gmx.de



Damit aber alle von Euren Erfahrungswerten profitieren könnten, würde ich gerne einige Fragen und Antworten die per PN oder E-Mail gestellt werden, anonymisiert hier einstellen. Falls ihr das nicht möchtet, teilt mir das bitte in Euren Nachrichten mit.

Hilfreich ist es immer, wenn Ihr Video´s vom Verhalten Eurer Pferde machen und mitschicken könntet, was im heutigen High-Tech-Zeitalter der Handy´s ja kaum noch ein Problem ist. Das ist oftmals sehr aufschlußreich.

Lieben Dank, Eure LeonieMay

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#2 Re: Was sollte der Tierarzt überprüfen

Beitrag von LeonieMay » Do 17. Mai 2012, 10:12

KPU oder auch Kryptopyrrolurie


Ich bin vor Wochen über KPU gestolpert oder auch Kryptopyrrolurie eine fast in Vergessenheit geratene Stoffwechselerlkrankung.

Drum hab ich mal quer gelesen um für Euch das Wichtigste zusammen zutragen.

Die Symptome:

- ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom - ja, gibt´s auch bei Pferden!)

- Allergien wie z.B. COB und Sommerekzem

- chronische Viruserkrankungen (Borna,Herpes)

- Multi-Organerkrankungen (Headshaking, Hufrehe,EMS...)

- psychische Verhaltensauffälligkeiten wie Schreckhaftigkeit, Geistersehen, Panikattacken

- Kotwasser

- Futterunverträglichkeit

Hier ist noch mehr dazu aufgeführt.

http://www.sension-gmbh.de/index.php?content=kpu_pferd

(Quelle: Sension-gmbh.de)

Testen kann man dies über einen Urintest, den der Tierarzt bekommt oder direkt bei dem oben angegebenen Informationslink kann man dieses auch bestellen.






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