Hier geht es um das Krankheitsbild eines hyperaktiven Pferdes. Das Thema steckt noch in den Kinderschuhen, hier soll eine breite Informationsplattform entstehen.
-
LeonieMay
- Beiträge: 8527
- Registriert: Mi 12. Okt 2011, 09:03
- Wohnort: Im Stall
Beitrag
von LeonieMay » Fr 6. Jan 2012, 22:13
Leider zeigen die Pferde oftmals bei ganz schlechten Phasen gegen sich und andere Agressionen. Von daher ist es manchmal sehr sinnvoll Spielzeug zum Frustabbau in die Box zu hängen. Damit sie sich und andere damit aber nicht nerven, vor allen Dingen, wenn sie nachts nicht schlafen und erst Recht anfangen zu laufen, sollte man sie entfernen als Zeichen, daß wirklich Nachtruhe eingekehrt ist.
Bewährt haben sich da:
- Pferdeball
Meine beiden haben zwei Stück auf dem Paddock. Leider wird er nicht sehr beachtet. In der Box frei hängend ab und an.
- Dicker Birkenast
Diesen hatten wir an einer Kette frei hängend in der Box. Dort biß er liegend gerne rein und warf ihn zum Entsetzen des Boxennachbarn über die Trennwand. Leider zog er sich dabei einige Beulen zu, so daß wir auf zusammengebundene Zweige umgestiegen sind. Einfach mal ausprobieren. Man kann auch ungespritze Zweige von Obstbäumen nehmen.
- Likithalter
Leider leckte er den halben Tag am Likithalter herum. Dieser sollte unbedingt frei hängen. War kein Leckstein mehr vorhanden, baute er ihn jedoch aus dem Fenster. Der Mann hat diesen dann aus Edelstahl nachgebaut, damit er nicht mehr kaputt zu kriegen ist...doch auch dieser überlebte die Gesellschaft meines Pferdes nur eine Woche lang.
- Jute Sack mit Strohfüllung
Diese Idee stammt nicht von mir, fand sie aber sehr gut und möchte sie von daher an Euch weiter geben. Bei Hunden arbeitet man oft mit Wuttüchern. Der gefüllte Jutesack hat eine ähnliche Funktion für das Pferd.
- Lösungen für das Führproblem:
- Bauernhalfter:
Ähnlich wie ein Knotenhalfter nur Robuster und aus einer Einheit. Wirkt etwas anders. Werde probieren die Bauweise mal zu fotographieren und hier einzustellen.
- Kontenhalfter
Wird jedem sicherlich bekannt sein.
- Trense mit Longe
Bitte nur verwenden, wenn ihr das hyperaktive Pferd auch wirklich damit halten könnt. Laßt ihr los und es tritt auf die Longe, läuft man Gefahr, daß hinterher Maulverletzungen oder Zahnverlust auftreten. Der Vorteil der Longe ist, daß man das Pferd auf einen größeren Sicherheitsabstand auch halten oder zur Not auch um sich herum laufen lassen kann.
- Target
Im Bereich Bodenarbeit habe ich einen Thread über Target eingestellt. Dort sind 2 Video´s wie das Führen auch unter schwierigeren Situationen damit gelöst werden kann. Allerdings würde ich das noch nicht außerhalb der Anlage ausprobieren, da ich damit erst seit 1 Monat arbeite.
- Ideen beim Reiten:
- Wenn im Winter die Anspannung und der Streß steigen haben sich Keramik Produkte wie z.B. BOT, Ceratex, etc. in Form von Schabracke und Gamaschen stark bewährt, ebenso wie
- Zusatzfuttermittel in Form von Magnesium oder Tryptophan.
- Tips bei Krankheit:
Sobald man etwas einschmieren oder verbinden möchte werden sie zumeist stark zappelig. Lösungen wären:
- erst alle 3 gesunden Beine ein zu bandagieren...dann wird es normaler und dann an das kranke Bein gehen oder
- spielerisch eine Lösung finden. Zur Not nicht auf der Stallgasse verarzten sondern in der sicheren Box,
- durch Wiederholungen und Lob, obwohl gar nicht so oft die Stelle eingeschmiert werden müßte. Sobald es im täglichen Ablauf integriert ist, hört auch die Überreaktion auf.
Neuigkeiten - Umstellung des Futters und des Beschlages
Ich hatte, wie im Futter-Thread hier geschrieben, angefangen das CME Rice up Bio zu verfüttern. Genaueres erfahrt ihr dort. Hielt mich aber mit den Empfehlungen noch zurück, da ich erst die Zeit der SToffwechselumstellung abwarten wollte. Doch mitlerweile kann ich sagen, wir haben einen durchschlagenden Erfolg, der so groß ist, daß seit der Fütterung keine neuen Schübe auftraten, trotz Winter, Wetterwechsel, Schießübungen der Soldaten und Boxenhaft aufgrund von Hufproblemen. Ich konnte sogar sein homöopatisches Zusatzmittel absetzen.
Zum anderen riß er sich mal wieder ein Eisen ab. Da der Schmied einfach nicht kam, stellte ich fest, daß er viel besser lief, freier aus der Schulter kam und nicht mehr so bockte, übermütig war, sein Körpergefühl sich verbesserte. Als der Schmied dann eintrudelte, fragte ich, ob es möglich wäre, ihn endlich mal Barfuß laufen zu lassen. Wurde auch gemacht. Leider haute er mir auf dem gefrorenen Boden nach 5 Wochen ohne Eisen ab. Ein neuer Schmied kam, brachte leider die Eisen falsch an, Huflederhautentzündung. Boxenhaft bis die Entzündung raus ist. Er war die Ruhe selbst. Jetzt probieren wir ihn mit einem Hufpfleger umzustellen. Doch der Unterschied war gravierend und ich denke, gerade für die Hyperaktiven, die sich immer etwas schwer tun in ihrer eigenen Haut und so hektisch sind, ist es für die Verbesserung des Körpergefühles gar nicht so schlecht. Werde weiter berichten. Jetzt fällt er erst einmal aus.
Ich möchte Euch noch einmal um etwas bitten; Mitlerweile kommen immer wieder Benachrichtigungen mit Anfragen, habe ich nun ein hyperaktives Pferd oder nicht.
Ich kann auch verstehen, daß man hier nicht unbedingt öffentlich die ganze Geschichte von seinem Pferd aufschreiben möchte, da man ja zumeist schon eine Leidensodyssee hinter sich hat, oftmals zu hören bekam "das unerzogene Pferd" oder man fühlt sich unfähig, weil man sie nicht gehändelt bekommt.
Wer sich nicht unbedingt wegen der Fragen anmelden möchte, wir aber alle über einen regen Austausch profitieren können, habe ich von daher jetzt eine E-Mail Adresse eingerichtet unter
leoniemay( a )gmx.de
Damit aber alle von Euren Erfahrungswerten profitieren könnten, würde ich gerne einige Fragen und Antworten die per PN oder E-Mail gestellt werden, anonymisiert hier einstellen. Falls ihr das nicht möchtet, teilt mir das bitte in Euren Nachrichten mit.
Hilfreich ist es immer, wenn Ihr Video´s vom Verhalten Eurer Pferde machen und mitschicken könntet, was im heutigen High-Tech-Zeitalter der Handy´s ja kaum noch ein Problem ist. Das ist oftmals sehr aufschlußreich.
Lieben Dank, Eure LeonieMay
Es ist ein Jammer, daß die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel
Bertrand Arthur William Russel
-
Loony
- Beiträge: 32
- Registriert: Mi 19. Okt 2011, 19:17
Beitrag
von Loony » So 8. Jan 2012, 19:18
da auch ich im besitz eines solchen pferdes bin und mich auch in letzter zeit mit leonie sehr viel ausgetauscht habe, stehe auch ich für alle fragen und sorgen zur verfügung.
lasst euch nicht den mut nehmen wenn ihr ein solches pferd habt. sie sind sehr leistungsbereit wenn man einen draht zu ihnen findet.
lg loony
-
LeonieMay
- Beiträge: 8527
- Registriert: Mi 12. Okt 2011, 09:03
- Wohnort: Im Stall
Beitrag
von LeonieMay » So 8. Jan 2012, 22:23
Lieben Dank für das Angebot! Genau auf das Zusammentragen von Info´s und Hilfestellung erhoffe ich mir hierdurch, damit die Pferde eine Chance bekommen, das Thema mehr Beachtung findet, auch bei Tierärzten und nicht weiterhin eine "Entsorgung" statt findet.
Es ist ein Jammer, daß die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel
Bertrand Arthur William Russel
-
Perle
- Beiträge: 158
- Registriert: Mo 17. Okt 2011, 15:40
Beitrag
von Perle » So 8. Jan 2012, 22:28
Huhu, vielleicht könntet ihr noch schreiben wie ihr es bei euren Pferden festgestellt habt. Ich meine da kommt ja schließlich nicht jeder sofort drauf. Ich werde es verfolgen, auch wenn ich wohl nicht solch Kandidatin im Stall stehen habe.
-
LeonieMay
- Beiträge: 8527
- Registriert: Mi 12. Okt 2011, 09:03
- Wohnort: Im Stall
Beitrag
von LeonieMay » So 15. Jan 2012, 20:42
Danke für den Tip Jörg, werd ich mir sicherlich einmal anschauen.
Doch im Umgang haben wir ja einen Weg gefunden, wie man die Probleme löst, die die Hyperaktivität mit sich bringt.
Von daher würden mich Ideen und Tips, Tricks und Kniffe von Betroffenen noch interessieren. Da viele Pferdetrainer auch mit diesen Pferden nicht in Kontakt kommen oder sie nach einigen Arbeitseinheiten wie viele andere als "böswillig", "nicht therapierbar" etc. abstempeln, wird sich kaum jemand finden. Da hilft einfach nur manchmal seinen Pferdeverstand einzuschalten, rüber zu schielen in die Literatur und Verhaltenstherapien bei Menschen oder mitlerweile auch bei Hunden und sich das umzumünzen. Von daher möchte ich ja auch genau diese Trainer erreichen, die
Verhaltensmuster eines hyperaktiven Pferdes zu erkennen und somit vielleicht auch lösen zu können, was bis dato noch nicht der Fall ist.
Es ist ein Jammer, daß die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel
Bertrand Arthur William Russel
-
LeonieMay
- Beiträge: 8527
- Registriert: Mi 12. Okt 2011, 09:03
- Wohnort: Im Stall
Beitrag
von LeonieMay » Fr 15. Jun 2012, 20:38
@ Loony: Ich habe gerade durch Zufall die Papiere wegen Impftermin in der Hand gehabt und sah das Alter von meinem. Wie kommst Du mit dem Training mit Deiner voran? Konntest Du ihre Aufmerksamkeit steigern? Setzt Du an schlechten Tagen ganz aus oder geht´s an die Longe?
Es ist ein Jammer, daß die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel
Bertrand Arthur William Russel
-
LeonieMay
- Beiträge: 8527
- Registriert: Mi 12. Okt 2011, 09:03
- Wohnort: Im Stall
Beitrag
von LeonieMay » Mi 30. Okt 2013, 10:15
Möchte hier zur 2 Futterumstellung noch mal ergänzen, da ich immer wieder gefragt werde, ob es etwas geholfen hat.
Wir hatten im Winter, obwohl er lang war, nur 2 x über 5-10 Tagen kurze, gesteigerte Hyperaktivitäts-Schübe. Im Frühjahr nicht merklich, so daß es hätte schwierig werden können. Der Sommer war traumhaft, trotz viel Regen und Wetterwechsel, doch jetzt fing es vor gut 2 Monaten wieder an. Ich wartete und wartete, dachte es geht von selbst zurück, doch es steigerte sich. Auf einer Skala von 0-10 ganz schlimm, würde ich sagen waren wir schon bei 7-8.
DAS war der erste Schub seit gut 1 Jahr der wirklich schnell und stark kam. Nach 7 Tagen fütterte ich zum CME Rice up jetzt wieder das Equilizer Equistro und er war innerhalb von 2 Tagen wieder raus aus dem Schub.
Wie ich füttere wird auch oft gefragt. Das Pferd ist 1,80 Stm, wiegt gute 720 kg. Er bekommt 4 mal am Tag Heu im Winter. Zwischen 10 und 14 kg und 2 mal täglich 250 gr. Rice up bei leichter Arbeit. Bei mehr Arbeit erhöhe ich auf gute 750 gr pro Tag.
Zu wenig?! Nein, auch mein gesunder bekommt es. Da das Futter gleichmäßig abgegeben wird, besser verstoffwechselt werden kannn, somit weniger ausgeschieden, bekommt das Pferd auch mehr als vom Getreide.
Diese gute Wirkung konnte ich mit der Futterumstellung von Hafer auf Gerste nicht erwirken. Heißt aber nicht, daß es bei anderen hyperaktiven Pferden nicht funktioniert. Da macht nur probieren einen Sinn.
Das Equistro Equilizer verfütter ich nur 5 Tage wie angegeben auf der Dose, dann dosiere ich langsam herunter, erst auf 1/2 Dosis, dann 1/3, evtl. auch später weniger. Sollte dennoch die Phasen wieder schlechter werden, kann man ja jederzeit hoch dosieren nach Bedarf.
Das hier zu Anfang angegeben homöopathische Mittel kommt nicht mehr zum Einsatz, da die Schübe gar nicht mehr in der Intensität auftreten und ich hoffe es bleibt auch so.
Es ist ein Jammer, daß die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel
Bertrand Arthur William Russel