Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Wenns in keine der anderen Kategorien rein passt - dann bitte hier! Gerne auch reitweisenübergreifend.
Perle
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#1 Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Beitrag von Perle » Mi 20. Jun 2012, 21:36

Hallo,

ich muss mich einmal an Euch wenden, vielleicht geht es dem einem oder anderen hier auch so oder ging so und kann helfen.

kurz zu meiner Vorgeschichte. Ich bin seit ca. 4 Jahren wieder regelmäßig auf dem Pferd unterwegs.Habe 09 mein erstes eigenes Pferd bekommen. Von diesem bin ich einmal heruntergefallen, als er Durchging und er sich am Zaunende für Rechts und ich mich für Links entschied, dort fing eigentlich alles an.

In 11 kaufte ich mir mein neues Pferd. Sie ist mittlerweile 8 Jahre alt.

Meine Stute konnte bis dahin nicht viel. An der Longe nicht galoppieren, ging mehr oder weniger nur v/a. Komplette Grundausbildung fehlte also. Ich habe es dann 2011 etwas schleifen lassen, wenig geritten und so weiter. Im September 11 hatte ich dann endlich eine Trainerin gefunden und wir fingen an zuarbeiten.

Im Winter sind wir immer in die Halle zum Training gefahren.

In der fremden Halle und auch im Stall war sie wirklich lieb, sicherlich hat sie gekuckt aber da lief manch anders Pferd, welches die Halle schon lange kennt weitaus schreckhafter als meine.

Im Feb 12 konnte ich dann nicht in die Halle fahren, Zeit fehlte und zuhause war Frost pur.

Und nun liegt da mein Problem, ich vertraue beim reiten nicht mehr meinem Pferd. Meine Trainerin reitet aktuell mein Pferd und ich geh immer die letzten 15 Minuten hoch um noch bissl v/a zu reiten und wieder ein Gefühl dafür zu bekommen. Mit ihr unten klappt dass alles auch schon sehr gut, aber alleine packe ich nichts.

Ich interpretiere alles mögliche, sobald ein Pferd von der Koppel geholt wird oder rauf gebracht wird, sobald eine Veränderung am Platz ist (Bank steht anders etc.), Kinder spielen und Klettern am Rande bekomme ich Panik und denke jetzt passiert etwas und ich habe keine Chance. Ich steigere mich bereits Stunden vorher rein und denke darüber nach was alles passieren kann. Ich weiß ich sollte nicht drüber nachdenken und einfach machen und genießen, aber ich packe es einfach nicht. Ich muss alles unter Kontrolle bekommen und im Griff haben und weiß nicht mehr wie ich da noch raus kommen soll.

Hat irgendjemand von Euch eine Idee was ich machen kann? Ich liebe mein Pferd und sie hat sich vor allen n den letzten 3 Monaten so toll gemacht. Ich bin reiterlich auf einem guten A Niveau, habe das L Abzeichen und bin in der Theorie ganz gut, aber die Angst sitzt mir im Nacken bzw. Kopf. Ich will dieses Hobby durchziehen, irgendwann mal L und M Lektionen zuhause gehen und das Gefühl haben alles richtig gemacht zuhaben. Aber vielleicht ist dieses Hobby auch nichts mehr für mich, weil ich mir selbst so sehr im Wege stehe.

Vielleicht geht es ja anderen auch so.

Lg /size]
Zuletzt geändert von Perle am Mo 18. Feb 2013, 20:16, insgesamt 1-mal geändert.
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LeonieMay
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#2 Re: Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Beitrag von LeonieMay » Mi 20. Jun 2012, 21:50

Erst einmal das tut mir bannig leid, fühl Dich gedrückt. Hast Du die Möglichkeit jemand Deines Vertrauens, der Dir Mut machen kann und Dich zur Not voll sabbelt und ablenken kann mitzunehmen und in die Mitte zu stellen? Muß kein Reiter sein.

Hast Du es mit Baldrian oder Melissentee zur Beruhigung mal probiert für Dich?

Ich würd ehrlich gesagt kaum überlegen, wenn Du nicht geshrieben hättest, daß Du Dein Pferd liebst. Leider bist Du für meinen Geschmack einmal zu viel gesaust und da war wohl vorher schon ein Magengrummeln, sonst wäre es jetzt nicht so schlimm. Von daher würd ich Dir aus meiner Erfahrung heraus nicht raten, langsam steigern immer mal wieder rauf sondern googel an, schauen ob in Deiner Nähe ein Angst- und Fallseminar ist und buchen. Es hilft wirklich, wenn das so tief sitzt. Eine Freundin von mir hat 1 Jahr herum geeiert, den Kursus gemacht, klar war nicht sofort alles wieder gut, aber sie fing immer mehr an und hat ihr Pferd heute noch.

Angst auf dem Pferd ist leider ein besch*** Begleiter und verunsichert leider auch das Pferd, drum ist die Lösung mit der RL schon ein Ansatz aber auf Dauer ja keine wirkliche Hilfe, wenn es vorher schon so schlimm ist und dadurch auch nicht so einfach zu lösen.
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#3 Re: Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Beitrag von Perle » Mi 20. Jun 2012, 21:55

Ich kann meinen Freund nehmen, er strahlt die nötige Ruhe aus und macht keinen Druck. Aber leider haben wir hier einen Bau und ich bin froh, dass ich es alleine hier her schaffe, da ist jeder Minute die er hier was machen kann Gold wert.

Zur Beruhigung nehme ich Bachblüten Rescue Tropfen, die helfen, zumindest habe ich das Gefühl.

Es ist manchmal besser und ich traue mich auch mittlerweile wieder viel, viel mehr aber sie kommt immer und immer wieder. Es soll eben alles Perfekt lauen und vielleicht muss ich auch das ablegen.

Über solch ein Seminar habe ich auch schon nachgedacht und muss wohl wirklich mal schauen, was es da gibt. Gibt es das auch speziell für Ängste beim Reiten bzw. am Pferd?

Lg
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LeonieMay
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#4 Re: Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Beitrag von LeonieMay » Mi 20. Jun 2012, 23:01

Ja, es geht ja nur um die Angst und Fallen. Daher ja Angst- und Fallseminar...sie heißen wirklich auch so. Das die Angst wieder kommt ist normal...drum oben auf dem Pferd schon aufhören oder dem unten stehenden bescheid geben, wenn einem mulmig wird. Perfekt geht nicht beim Reiten...es sind Lebewesen und die können einfach wie wir selber nicht perfekt sein.
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#5 Re: Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Beitrag von TinkerBell » Do 21. Jun 2012, 09:47

Ich finde die Idee mit diesen Seminaren auch nicht schlecht. Ich denk, das kann ganz viel Sicherheit für den Fall des Falles geben. Wenn man weiß, ok, ich kanns nicht immer vermeiden. Aber ich tu mir jedenfalls nicht immer gleich so weh, weil ich weiß, wie die Landung sanfter wird.
Allerdings hab ich keine Erfahrung damit.

Zu Bachblüten: Rescue ist denk ich in deinem Fall ganz gut. Schon allein, um diese Stürze der Vergangenheit auch mehr und mehr in der Vergangenheit lassen zu können. Statt sie immer länger noch mit dir rum zu tragen.
Du solltest dir aber vielleicht auch die typischen Angstblüten mal anschauen. Wie Mimulus. Da gehts um ganz konkrete Ängste. Wie eben die Angst vorm runter fallen.
Wär vielleicht auch ganz interessant.

Ansonsten - hast du es schon mal mit mentalem Training und mentalen Übungen probiert?

Also Situationen, die dir beim Reiten Angst machen, gedanklich immer wieder durchspielen. Und zwar so, dass du der Regisseur deines kleinen inneren Filmes bist. Und die Szene immer und immer wieder gedanklich so durchspielst, wie du möglichst gelassen und entspannt mit der Situation umgehst.
Weißt du, wie ich meine?
Ich hab mich ja vor einiger Zeit in Hypnose ausbilden lassen. Und mich dementsprechend auch mit solchen Mentaltrainings befasst. Ich hab damit echt schon supergute Erfahrungen gemacht und halt da wirklich viel davon.

Empfehlenswert ist es, diese Szene wirklich so lange durchzuspielen, bis du dir selbst zu wirklich 100% glaubst, wie gelassen und selbstsicher du auch in dieser Situation bleibst.
Erst dann. Und bitte wirklich erst dann, kannst du gedanklich die nächste Situation durchspielen. Ebenfalls, bist du dir das glaubst. Und das gedanklich förmlich erlebst!

Auch kannst du dir gewisse Worte einprägen. Wie gelassen sein. Oder Gelassenheit. Oder selbstsicher. Oder entspannt. Oder sowas. Die du dir selbst oder auch jemand, wie dein Freund oder so, in solchen Momenten in Erinnerung rufen kann.
Wenn du dir solche Worte einprägst - stell dir dabei sehr intensiv vor, wie sich diese Gelassenheit anfühlt. Wie sich dein Körper entspannt. Wie du "Herr der Lage" bist.
So dass du über das Wort diese Erinnerungen direkt abrufen kannst.
Das geht!
Wenn du was näher wissen willst, einfach fragen.
Es gibt keine Wege zum Glück. Glücklich sein ist der Weg.

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#6 Re: Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Beitrag von Perle » Do 21. Jun 2012, 21:12

Huhu,

vielen Dank für deine Antwort Bell. Da meine Rescue Tropfen zu Ende gehen, wollte ich mir demnächst auf mich abgestimmte Tropfen bestellen, da ich neben dem Reiten und der Angst dabei auch noch andere Ängste habe. Ich will alles kontrollieren und im Griff haben und für alle Eventualitäten eine Lösung parat haben. Nur das funktioniert ja leider nicht wirklich.

Ab September gehe ich zum Qigong für Einsteiger und werde versuchen meine innere Miete zu finden. Ich habe heute mit der Arzthelferin meines Doc gesprochen, ist eine gute Bekannt und ihr Mann hat auch Pferde. Sie bietet diese Kurse an und sie meinte wir bekommen es hin. Bis dahin soll ich atmen lernen, immer wenn der Druck aufkommt, soll ich atmen und es aus mit heraus fließen lassen, ganz bewusst.

Zwecks des Seminars, habe ich jetzt erst mal bei der PM geschaut und leider wird da gerade nix angeboten. Jmd. noch ne Idee wo ich so was finden kann? Vielleicht auch weiter weg, wenn es hilft nehme ich dafür auch was in Kauf.

Bell soll ich mir Situationen vorstellen, wo etwas passiert und wie ich dann am Besten gelassen drauf reagiere oder Situationen wo alles gut läuft und prima klappt?Kannst du mir ein Beispiel sagen?

Lg
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#7 Re: Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Beitrag von LeonieMay » Do 21. Jun 2012, 21:54

Ich habe damals für meine Freundin bei Googel Angst- und Fallseminar Pferd, mal mit Reiten und dann mal mit Niedersachsen eingegeben.

Aus welcher Ecke kommst Du denn? Vielleicht, wenn Du es hier postest, können andere es lesen und wenn sie etwas hören oder wissen, auch weiter helfen ;)
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#8 Re: Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Beitrag von TinkerBell » Do 21. Jun 2012, 22:09

Ich greif jetzt mal ein Zitat von dir selbst auf. Das ist aus deinem Start-Beitrag:
Ich interpretiere alles mögliche, sobald ein Pferd von der Koppel geholt wird oder rauf gebracht wird, sobald eine Veränderung am Platz ist (Bank steht anders etc.), Kinder spielen und Klettern am Rande bekomme ich Panik und denke jetzt passiert etwas und ich habe keine Chance.
Bleiben wir direkt mal beim ersten Punkt: Pferd wird von der Koppel geholt. Als Beispiel.
Du beschreibst ja, dass das direkt der Auslöser für gefühlte 100.000 Bedenken sind.
Nun kannst du anfangen, dich gezielt mit dieser Situation gedanklich auseinander zu setzen. Gedanklich genau in dieser Situation die Gelassenheit Einzug halten lassen. Wie sich deine Muskeln weich und entspannt anfühlen, während das andere Pferd geholt wird. Du ganz sicher und selbstbewußt auf deinem Pferd sitzt. Und dieser Situation mit Zuversicht begegnest.
Stell dir dabei auch vor, wie sich deine Gelassenheit auf dein Pferd überträgt. Wie ihr beide völlig selbstverständlich mit dieser Situation umgeht.

Wenn du diese Situation in Gedanken für dich selbst wirklich glaubwürdig gelassen "durchleben" kannst - nimmst du dir die nächste Situation vor. Also vielleicht die anders stehende Bank am Reitplatz. Oder die spielenden Kinder. etc.
Eines nach dem anderen.

Das muss jetzt nicht alles in eine halbe Stunde gepackt werden ;)
Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Aber nimm dir jeden Tag eine gewisse Zeit für diese positiven Gedanken.
Nimm dir Zeit für diese Art von Tagträume.
Ersetze also deine Panik-Vorstellungen Stück für Stück und kontinuierlich durch realistische, aber positive, gelassene Gedanken.
Und wenn das jeden Tag nur einige Minuten sind. Wichtig ist das stetige. Immer und immer wieder.
Mit der Zeit wird dir immer schneller bewußt, wenn du dich in deinen negativen und ängstlichen Gedanken verfängst - und kannst sofort und unmittelbar reagieren. Und eben durch positive ersetzen.

Um so bildlicher, um so effektiver.
Selbst Gerüche, Empfindugen, sämtliche Eindrücke, die dir eben einfallen.
Versuchs wirklich richtig zu "durchleben".
Sobald Angst aufkommt - Stopp. Und "zurückspulen". Ist ja dein Film. Du bist der Regisseur und damit Bestimmer über deine Gedanken! Direkt durch positivere Bilder ersetzen.
Nicht aufgeben. Dran bleiben!

Weißt, wie ich das mein? Ist das halbwegs verständlich?
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#9 Re: Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Beitrag von Higgins » Fr 22. Jun 2012, 09:30

Es gibt da auch ein Buch:
Berverly Schinken: Erfolgreicher Reiten mit mentalem Training

Da wird das auch nochmal so beschrieben, wie Tinker das gerade erklärt hat. Ich fand das Buch sehr gut. Dummerweise hab ich es mal verliehen, und bisher nicht wieder bekommen...
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
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#10 Re: Wenn einem die Angst im Nacken sitzt!

Beitrag von Perle » Fr 22. Jun 2012, 23:44

Huhu,

Tinker ja ich kann es mir gut vorstellen, was du meinst und danke Higgi für den Buchtipp. Habe bereist Selbstbewusst mit Pferd gelesen, dass mir zumindest auch einen Schritt weitergeholfen.

Heute gab es wieder eine Situation, dass unser Stallbesitzer mit dem Traktor übern Platz gefahren ist und ich habe wieder Panik bekommen, meinte zu meiner RL komm sofort ran, die hat nur gesagt, dass wenn sie gewollt hätte schon längst verschwunden wäre und ich solle atmen und weiter reiten und zack alles lief gut. Also wieder eine Situtaion ganz bewusst erlebt und überlebt, hoffe das stärkt nun fürs nächste mal. Und ich bin heute zum ersten Mal nur mit Zügeln und sogar ganz gut galoppiert, es hat so Spaß gemacht :)

In 4 Wochen kommt dann eine Bodenarbeitstrainerin zu mir und wir mir zeigen wie ich mit ihr umgehen kann und vieles von unten aus üben kann :) Da freue ich mich schon drauf.

Danke für eure Hilfe :)
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