Wie tief ist zu tief beim Boden?

Wenns in keine der anderen Kategorien rein passt - dann bitte hier! Gerne auch reitweisenübergreifend.
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kaltesBlut
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#1 Wie tief ist zu tief beim Boden?

Beitrag von kaltesBlut » Fr 1. Jun 2012, 08:40

So, ihr Lieben, da dieses Thema bei einzelnen am Stall immer mal wieder hochkommt, wollte ich mal bei euch fragen: Wann ist der Boden für euch zu tief?

Wir haben zwei Böden:

In der Halle ist der Boden eher fest und ein Sand-Hackschnitzel-Gemisch. Er federt, aber die Abdrucke sind höchstens ein, zwei Zentimeter tief. Ich finde ihn nicht verkehrt, aber manche finden bzw. fanden ihn zu fest.

Am Platz ist Sand und je nach Ecke, sind die Abdrücke schonmal 15 cm tief, wenn man durchgaloppiert, an anderen Stellen 5 bis maximal 10 cm. Im Schritt ist es nicht so tief. Ich finde den Boden jetzt an und für sich nicht schlimm. Eher recht angenehm zu reiten. Klar ist er ungleich aufgeteilt (wir haben halt ein Eck, da ist er immer tiefer), aber Leni stolpert nicht und auch die meisten anderen Pferde scheinen damit kein Problem zu haben.
Ich empfand den Boden am alten Stall wesentlich tiefer. Und vor allem war er überall im Galopp so tief, wie hier in der bestimmten Ecke. In der Longierhalle war es sogar noch ausgeprägter. Dabei war das ein - für die dortigen Reiter (viele Turnierreiter) - sehr guter Boden.

Ich persönlich empfinde es als gute Übung für die Pferde. Und ich reite ja auch nicht jeden Tag da drin. Maximal 1 x pro Woche bin ich in der Halle und maximal 2 x am Platz. Der Rest ist nur Gelände.
Wir sind ein reiner Freizeitreiterstall. Also keinerlei Turnierreiter unter uns. Bzw. Pferde, die keine mehr gehen (aber z. T. früher gegangen sind).

Da aber hier immer die Diskussion aufflammt, dass der Boden die Sehnen der Pferde kaputtmacht, weil zu tief, frage ich mich, wie ihr das so seht. Wie seht ihr den "perfekten" Boden?

Ich finde unseren Boden super. Und vor allem, dass man, zwischen unterschiedlichen "Härten" wählen kann.
Vor allem dürften dann ja niemals Leute an Stränden reiten oder in Sandlandschaften.

Wobei mir aber klar ist, dass es - je nach Reitdisziplin - schon auch unterschiedliche Ansprüche an die Böden gibt. Jemand, der Sliding-Stops macht, braucht andere Voraussetzungen an einen Boden als ein Spring- oder gar ein Dressurreiter.

Aber mich würde das jetzt mal einfach aus Freizeitreitersicht - also keine besonderen Anforderungen an den Boden bzw. ein für die "Allgemeinheit" gestrickter Boden - interessieren.
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Charda
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#2 Re: Wie tief ist zu tief beim Boden?

Beitrag von Charda » Fr 1. Jun 2012, 09:04

Es kommt natürlich drauf an, was für ein Pferd und wie "stark" die Sehnen des Pferdes sind. Ich für meinen Teil finde 10cm einsinken schon tief. Aber nicht zuuu tief.

Als ich 10cm las, erschrak ich erst. Aber als ich es auf dem Lineal anschaute, fand ich es recht "normal" .

Mit Chardo würde ich das wohl auch nicht öfters machen wollen. Bedingt durch seine Sehnengeschichte, die er ja noch gar nicht ausgestanden hat, werde ich in Zukunft sehr darauf achten, einen eher "festeren" boden aus zu wählen. Aber zurück zum Thema.

Ich mess weniger in cm wie ich einsinke. Eher nach eigenem Gefühl. Zur not absteigen und selbst mal versuchen auf dem Boden zu gehen. Strengt es an? Kann ich darauf Mühelos auch mal ne Runde rennen? Wenn ich das mit "Ja" beantworten kann, dann hätte ich keine bedenken. Wenn ich mich aber sehr anstrengen muss und es sehr mühsam ist, dann würde ich das Reiten auf diesem Boden vermeiden. Evtl nur Schritt oder kleinere Einheiten.

Das A und O finde ich einen richtigen Untergrund zum Reiten. Alles andere macht nur Schwierigkeiten. Die Sehnen und das Fesselringband leiden unter zu tiefen Böden. Außerdem auch die Balance des Pferdes.
Viele Menschen sind zu gut erzogen um mit vollem Mund zu sprechen, haben aber keine Probleme dies mit leerem Kopf zu tun.
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kaltesBlut
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#3 Re: Wie tief ist zu tief beim Boden?

Beitrag von kaltesBlut » Fr 1. Jun 2012, 09:26

Komisch, oder, wie einen die cm-Angaben erschrecken können. Das hört sich so enorm viel an. Misst man aber nach, ist das nicht so viel.

Ich selbst empfinde zum Beispiel den Sandboden als sehr angenehm. Auch den Pferden selbst scheint es nicht unangenehm zu sein. Gut, wir haben ein Pferd da, das eine aktuelle Sehnengeschichte hat. Das ist natürlich in der Halle besser aufgehoben.
Aber wir haben auch Pferde da, deren Sehenverletzung schon Jahre her ist. Denen macht der Boden nichts. Und andere, die nichts an der Sehene haben oder hatten und auch problemlos mit dem Boden klarkommen.

Ja, da in dem Eck ist es etwas anstrengender, durchzukommen, bringt aber die Pferde nicht aus dem Tritt. Ist auch - wie gesagt - nur ein Eck. Als Mensch sinke ich dort nicht so tief ein, dass es für mich recht schwer wäre. Ich merke nur, dass da geringfügig mehr Widerstand da ist.

Am alten Stall empfand ich das gehen als anstrengender und ich sank tiefer ein. Da wäre aber komischerweise niemand auf die Idee gekommen, den Boden zu bemängeln. Im Gegenteil es waren alle zufrieden.
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TinkerBell
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#4 Re: Wie tief ist zu tief beim Boden?

Beitrag von TinkerBell » Fr 1. Jun 2012, 10:26

Ich muss zugeben, kein besonderer Freund reinen Sandbodens auf Reitplätzen zu sein. Weil der oft entweder zu tief oder zu fest oder zu staubig oder zu schwer oder oder oder ist.
Selten nur ist der in so optimal gepflegtem Zustand, dass er toll ist.

Ich mag besonders gern den Boden, wie du ihn in der Halle beschreibst. Holzschnitzel mit Sand gemischt. Allerdings muss das Verhältnis stimmen. Sonst gibts genauso Probleme.

Also so 10 cm find ich jetzt rein theoretisch auch nicht so wahnsinnig tief. Wie gesagt. Wenn Sand viel weniger Abdrücke zuläßt - ist er meist schon wieder zu sehr verdichtet und damit zu hart.
Allerdings viel tiefer als diese 10 cm würde ich für Dressurtraining definitiv nicht wollen!

Um mal ein bißchen Lockerungsübungen im Schritt zu reiten - ok. Aber für richtige Dressurarbeit würde ich den nicht optimal finden.
Wie gesagt, mit Vorbehalt. Weil ich den Boden ja nicht sehe. Sondern mir nur vorstelle ;)
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LeonieMay
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#5 Re: Wie tief ist zu tief beim Boden?

Beitrag von LeonieMay » Fr 1. Jun 2012, 11:44

Nachdem wir ja 3 Jahre lang einen Hof suchten und die unterschiedlichsten Böden sahen,auch hypermoderne, fragte ich einfach mal den Klinikdoc. Dann ließ ich ja hier 4 Bodenbauer kommen, Bodenproben nehmen und nervte Higgi mit googeln, bestellte die Forschungsergebnisse des Zusammenschlusses von der FN mit einem Unternehmen.

:D Auch wenn ich jetzt der Spielverderber der Nation bin...10 cm sind zu tief, definitiv.

Muß aber auch eine Lanze für Stallbesitzer brechen...die Böden für uns Reiter werden immer schlechter, weil die Bodenpreise explodieren. Für eine normale Halle geht es ab 2.500 € los. Das ist dann nur die Tretschicht...der Unterbau fehlt. Daher ist es einfacher mal zu lesen, herum zu horchen und einfach ab Kieswerk zu bestellen.

Bevor ich sagen kann, zu tief oder nicht...müßte man wissen, was ist da für ein Boden? Springboden, Dressur oder Vielseitigkeit, Western?

Springböden müssen eine tiefere Eintrittstiefe als Dressurböden haben. Ein Westernboden hat eine rundere, kleinere Körnung, damit er rollen kann für die Stop´s.

Aber....die Tretschichten werden zwischen 5- 10 cm geliefert. Bei 5 cm muß man nach 1 Jahr nachbestellen, bei 10 cm sacken sie gut auf 7 cm zusammen.

Gehe ich also nun von einer Tritt-Tiefe von 10 cm aus, bin ich auf der Tenne... Das ist mir hier ja passiert zu Anfang weil zu locker.

Reine Sandböden sollten es nie sein und immer einen Lehmanteil, der sich nach dem Gebrauch des Bodens richtet, enthalten. Der Lehm speichert das Wasser, damit er nicht staubt. Ebenso hilft der Lehmanteil eine Federung für den Boden besser zu gestalten. Dressurböden sind zumeist aus dem Material. Ein guter Dressurboden sollte keine tiefere Eintrittstiefe als 3-4 cm aufweisen. Ansonsten geht es gerade bei Seitwärts und Trabverstärkungen auf Fesselträger und Unterstützungsbänder.

Späne tut man zumeist rein, um Wasser zu speichern und/oder ihn aufzulockern. Sprich für Spring- und Vielseitigkeitsböden. Somit sinkt der Wasserverbrauch auch enorm. Nachteil, zerfällt er, staubt es doppelt. Leider können diese Böden auch eher mal kippen.

Dann gibt es noch die riesen Bandbreite von künstlichen Zusatzstoffen. Allerdings weiß man nie, was an chemie austritt, Langzeitstudien sind Mangelware und die Entsorgung kann, auch wenn versprochen keine teuren Extrakosten, nach 10 Jahren schon anders aussehen als an dem Tag, an dem man den Boden aufbrachte.

Fazit aber vom Ganzen ist...ein Boden muß gepflegt sein. Abziehen, ist eben nicht nur abziehen, glatt schleppen, gruppern, mal walzen und immer genügend Wasser. Was mal eben schnell bis zu 4.000 Lieter betragen kann...ist eben arbeitsintensiev und verursacht auch ziemliche Kosten.

Hoffe das kommt jetzt nicht als Schlaubivortrag rüber...das ist halt nur das, was in einem Jahr Auseinandersetzung und Inputsuche hängen geblieben ist.
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Bertrand Arthur William Russel
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Snoopy
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#6 Re: Wie tief ist zu tief beim Boden?

Beitrag von Snoopy » So 3. Jun 2012, 12:24

Am alten Stall hatten wir ein Sand-Hackschnitzelgemisch auf dem Platz.
Vor 5 Jahren war dieser Platz wirklich bei jedem Wetter zu bereiten.
Ende letzten Jahres sah das ganze anders aus: Kaum hat es geregnet war der Platz unheimlich tief. Die Tretschicht war ca. 20-25cm tief, die Pferde sanken im Galopp bis zu 20cm tief ein. Im Trab waren es ca. 15cm. Im Schritt 10.

Es wurden Hackschnitzel erneuert, aber es brachte nichts.

Der Boden war auch so weich, dass die Pferde gerne mal auf den Grund kamen, wenn sie Bocksprünge gepaart mit losrasen an der Longe machten. Snoopy wäre deswegen sogar mehrfach fast gestürzt.
Wir haben kleine Pferde für kleine Leute, kräftige Pferde für kräftige Leute, schlanke Pferde für schlanke Leute, große Pferde für große Leute.

Und für alle, die noch nie geritten sind, haben wir Pferde, die noch niemand geritten hat
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