Vorurteile Pferderassen - stimmen sie wirklich?

Alles rund ums Pferd, was nicht so recht in die anderen Kategorien rein passen mag.
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kaltesBlut
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#1 Vorurteile Pferderassen - stimmen sie wirklich?

Beitrag von kaltesBlut » Di 15. Apr 2014, 12:25

Hallo ihr Lieben,

da mich mein Pferd jeden Tag aufs Neue erstaunt, dachte ich, frage ich mal so rum, was ihr so für Vorurteile für die einzelnen Pferderassen kennt und ob sie tatsächlich stimmen.

Wie ihr wisst, habe ich ein Kaltblut. Nur hat es noch nie was davon gehört, wie ein Kaltblut eigentlich nach dem Volksmund so zu sein hat:

- störrisch
- gemütlich
- etwas doof im Kopf
- kein Reit-, sondern reines Zugpferd
- höchstens Schritt möglich, vielleicht auch mal Trab, Galopp in Ausnahmefällen
- springt nicht
- immer cool und gelassen
- Arbeitstier, das das auch mal alles, was im Weg steht, niedermäht.

Tatsächlich ist mein Pferdchen ja eher der Typ:

- manchmal zickig (Dame halt :D ), sensibel
- gerne flott unterwegs
- denkt in allen Situationen mit
- zwar eingefahren, wird aber hauptsächlich als Reitpferd genutzt
- Schritt? Wenn es sein muss, aber dann zügig. Sieht meist langsam aus, ist aber - wenn man dann selbst mitläuft ziemlich flott
- Trab? O.k. im Rahmen des Möglichen, aber nicht soderlich beliebt
- Galopp? Am liebsten jederzeit, überall und bitte mit schmackes! :roll: :D :lol: :lol:
- Sprünge (jetzt mal Cavaletti, Gullideckel :roll: etc.) immer wieder gerne und Stangen sowieso. Zäune? Wenn´s aus dem Stand sein muss, mähen wir ihn auch mal nieder :lol: :lol:
- eigentlich immer cool und gelassen. Aber es gibt auch Tage, da wird jeder Grashalm, jeder über dem Weg liegende Floh gesucht, um Dampf abzulassen
- und ja, sie ist ein Arbeitstier. Sie liebt es, was tun zu können. Hauptsache, es ist nicht in der Bahn oder in der Halle (mit Ausnahme von kleinen Sprüngen und Stangenarbeit).

Im Grunde treffen also - zumindest bei meinem Pferdchen - nur zwei Punkte zu:
1) Cool und gelassen
2) Arbeitstier, das wirklich einfach mal alles ummäht, wenn es nicht aus dem Weg geht und ich sage: Da durch.

Für mich kann ich daher nur sagen: Die beste Entscheidung meines Lebens, da ich nie Turniere gehen wollte und immer einen Freizeitkumpel gesucht habe. Das ist ein Pferd, mit dem man sprichwörtlich durch dick und dünn gehen kann. Da wird Masse zur Klasse.
:D Der (schwarze) Ferrari unter den Kaltblütern :D
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#2 Re: Vorurteile Pferderassen - stimmen sie wirklich?

Beitrag von LeonieMay » Di 15. Apr 2014, 13:31

:D Lustiges Thema. Ich denke, das on gro trifft zu, also die Grundzüge, wie auch bei Hunden, aber was im Endeffekt wirklich zutrifft, wird noch von dem sozialen Umfeld, Stall, Aufzucht, Mensch, Erziehung beinflußt.

Ich finde am besten sieht man es im unmittelbaren Vergleich, wenn man 2 Unterschiedliche gleichzeitig hat. Das Äußere spielt ja auch noch mit hinein....das kam irgendwie ein bissel zu kurz :D in Deinem Rassevergleich.

Für mich gibt es z.B. auch bestimmte Rassen die ich bevorzuge. Einmal aufgrund des Gebäudes, der Veranlagung woraus auch oftmals ein Charakter der als Vorurteil gewertet wird, resultiert.

Ich habe hier zwei Pferde stehen, die reine Linien auf jeder Seite haben. Bei dem einen vereinen sich die Vorteile wirlich positiv. Beim anderen, wie ich schon beim Kauf überlegte, was passiert, wenn die negativen Eigenschaften zusammen treffen, sich auch negativ auswirkten.
Es ist ein Jammer, daß die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel
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#3 Re: Vorurteile Pferderassen - stimmen sie wirklich?

Beitrag von kaltesBlut » Di 15. Apr 2014, 20:37

Inwiefern das Äußere, May? Meinst du jetzt, ob die Statur für das passt, was man mit dem Pferd machen will?

Oder meinst du, ob das Äußere / das Gebäude noch nichts darüber aussagt, ob sich ein Pferd tatsächlich für das eignet, wofür es eigentlich gezogen ist?

Wie z. B. ein rein springpferdegezogenes Pferd, das sich für das Springen überhaupt nicht interessiert und lieber dressurmäßig oder freizeitmäßig unterwegs ist?
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#4 Re: Vorurteile Pferderassen - stimmen sie wirklich?

Beitrag von LeonieMay » Di 15. Apr 2014, 21:53

Vor 30 Jahren war es noch offensichtlicher, heutzutage durch die Hengstzulassungen in anderen Verbänden nicht mehr ganz so.

Da sahen Hannoveraner noch anders aus als Holsteiner oder Trakehner. Heute kann man bei den ursprünglichen Holsteinern, komme jetzt drauf, weil man die Stutenstämme dort sehr gut nachverfolgen kann, eben vom Gebäude her anders aussehen als ein Trakehner.

Oldenburger meist kürzer, mit Brötchenpopo, anders angesetztem Hals.
Der deutlichste Unterschied finde ich ist zwischen Trakehnern und Holsteinern z.B.

Ja und zum anderen schaue ich eben, wozu welches Pferd welcher Rasse gezogen wurde. Sicher, auch wenn ich eine Holsteiner Stute in der Dressur hatte bis zur hohen Klasse. Es ist aber die Ausnahme. Es war das gut gewinkelte Hinterbein, daß auch Springpferde brauchen. Aber wenn wir daher kamen, hieß es "oh quadratisch, praktisch, gut" es sah keiner das Dressurpferd. Allerdings muß man wissen, daß die Holsteiner Züchter selber sagen, wir züchten keinen Schritt und verbessern den meist auch nicht, wozu auch. Ein Springpferd braucht keinen. Darauf sollte man dann halt achten, denn in der M Dressur zählt der Schritt doppelt. Wir waren z.b. immer kurz vorm Pass, wenn Spannung rein kam.

Wie gesagt, Ausnahmen gibt es, kommt ja auch durch die Veredelungen mit Blütern, anderen Zuchtverbänden, so daß viele Pferderassen gar nicht mehr reinerbig sind und alle Gegebenheiten zutreffen können.
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#5 Re: Vorurteile Pferderassen - stimmen sie wirklich?

Beitrag von Charda » Mi 16. Apr 2014, 07:58

Durch den ganzen Misch und die Sogennaten "veredelungen" kann man das meiner Meinung überhaupt nicht mehr sagen...
Klar, Kaltblüter sind jetzt nicht unbedingt so spritzig wie Vollblüter. Das ist schon klar. Aber wenn man jetzt mal das "Deutsche Sportpferd" nimmt, sind die vorurteile gar nicht mehr deutlich ersichtlich. Für mich oftmals kein Unterschied mehr zwischen Holsteiner/ Württemberger oder weiß der Geier...

Haflinger galten immer als wenig Sportgeeignet. Stur... Unerschrocken. Durch das vermehrte einzüchten von XX wurde daraus aber was ganz anderes. Schickes. Schmales. Flottes mit netten GGA. Durchaus Dressurgeeignet.

Generell bleibt oftmals doch etwas hängen. Aber für mich nur bei "Wald und Wiesenunfällen" :lol:
Man nehme ALina: Friese x Deutsches Reitpony. Doppelt Stur. Wenn "An" dann ein Traum. Wenn kein Bock, dann nur zickig.

Man nehme Chardo: Beste Vererberlegende. Calidox Cantus = Springpferd, Apfelschimmel.
Mutterseite nur Dressur.
Was kam dabei raus: Ein Dressurtyp. Springen kaum geeignet. Top Rittig aber Röntgologisch kaputt.
Viele Menschen sind zu gut erzogen um mit vollem Mund zu sprechen, haben aber keine Probleme dies mit leerem Kopf zu tun.
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