Ist Geiz geil?

Alles rund ums Pferd, was nicht so recht in die anderen Kategorien rein passen mag.
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LeonieMay
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#1 Ist Geiz geil?

Beitrag von LeonieMay » Di 25. Feb 2014, 23:52

Es ist ein Jammer, daß die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel
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Charda
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#2 Re: Ist Geiz geil?

Beitrag von Charda » Mi 26. Feb 2014, 08:08

Das ist so langsam leider zur Deutschen Menthalität geworden und eine Verwandlung die mich persönlich in Rage bringt.

Lebensmittel dürfen nichts mehr kosten, das Hobby ja offensichtlich auch nicht. Dass es hierbei aber nicht um ein Fahrrad von Schrotthändler handelt, sondern um ein Lebendiges Wesen, wird da wohl leider oft vergessen... Ich glaube auch, dass ein Riesenproblem ist, dass mittlerweile jeder ein EIGENES Pferd haben will. Was sind wir früher nicht auf Schulpferden udn Privatpferden rum gerutscht. Waren Super Glücklich! Heute reicht das meist nicht mehr. Wenn dann muss der Eigene Gaul gekauft werden. Der dann - klar- günstig sein muss. Oder man kauft sich Fohlen, weil die Günstiger sind, obwohl man von der Aufzucht meist nicht viel Ahnung hat...


Traurig!
Viele Menschen sind zu gut erzogen um mit vollem Mund zu sprechen, haben aber keine Probleme dies mit leerem Kopf zu tun.
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Picola Prima
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#3 Re: Ist Geiz geil?

Beitrag von Picola Prima » Mi 26. Feb 2014, 08:30

Leider auch schon zu oft beobachtet... genau wie die Frage: warum gibts Du noch Geld für Untericht aus?? Du kannst doch reiten..
ahja, ähm... :roll:
und ja, es gibt billige Sättel bei E... die auf jedes Pferd passen, sind nämlich ohne bösen Sattelbaum...jawohl!! Da werden so Leute wie ich es bin die den Sattler zur Kontrolle und nachpolstern rufen dumm angeschaut..
Wir hatten mal ne ganze Fraktion von denen im Stall, 2012 wurden dann plötzlich sehr viele Boxen frei.. unser SB konnte das selber nicht mehr ertragen.
Und dann kam der Umbau zum Laufstall... Preis ging auf 280€ da ja nun im kompletten alten Boxenstall wo früher 13 Boxen waren nur noch 3 Pferde und 2 Ponys laufen.. uiuiu wie dumm haben die geschaut..
Hier sieht man auch immer mehr Pferde auf irgendwelchen Wiesen stehen mit einem Schuppen als Unterstand.. zu dieser Jahreszeit natürlich matschig.. Befestigungen wie Paddockplatten oder Ähnliches würden ja wieder kosten.. eine Reitanlage braucht man auch nicht.. man reitet nämlich nur aus.. weil so sind die Pferde glücklich..
Tierarzt wird auch überbewertet. :irre:
Und wenn das Pferd mal nicht so will wie das Reiterlein wird eher ein Seilchenschwing-Guru gerufen der seinen Untericht für nen 10ner Cash anbietet als ein RL der evtl sogar ein Gewerbe angemeldet hat und weiß was er tut...
Könnte noch ewig weiterschreiben...
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LeonieMay
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#4 Re: Ist Geiz geil?

Beitrag von LeonieMay » Fr 28. Feb 2014, 12:39

Mich hatte jetzt im Winter halt die Mentalität erschreckt, wenn man jenseits der gelben Zeitschrift online Verkäufsbörse schaut, daß es massenhaft alte Pferde im Angebot gibt, ab 18 Jahren aufwärts.

Das älteste war 28 Jahre, aber noch für Spazierritte gut zu nehmen. Da dreht sich mir ebenfalls der Magen um. Wieso kann man diesen Pferden, die Jahrelang da waren, nicht noch einen schönen Lebensabend bieten. Weill sie kosten? Weil man so noch ne kleine Mark bekommt? Genau diese Pferde stehen doch dann mit Schmerzen, lahmend beim neuen Besitzer und werden vielleicht noch weiter gegeben. Die Wanderpokale.

Wenn ich ein Pferd kaufe, sollte ich mir doch auch bewußt sein, daß ich Verantwortung übernehme. Aber genauso wie Rente kostet halt auch das Einschläfern. :gruebel: Ach ne, ich vergaß, "Geiz ist geil" und diese Pferde wurden noch zwischen 1.000€ und 2.500€ angeboten...vielleicht läßt sich damit ja das nächste Schnäppchen finden und vielleicht bleibt ein bischen übrig, dann kann ich mir noch nen Billigsattel bei Eb** ersteigern. Wozu braucht man nen Sattler.

:zensur: In den letzten 30 Jahren kamen und gingen viele Trends, aber das scheint sich im Moment so richtig zu halten.
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#5 Re: Ist Geiz geil?

Beitrag von Aila » Fr 28. Feb 2014, 20:38

Ja geiz ist wirklich geil geworden. :down:
Also ich zahle lieber etwas mehr für ein Pferd, weiß aber das es von einem guten Züchter kommt. Aber die werden immer seltener, weil es sich nicht mehr lohnt!
Ich finde diesen Trend echt schlimm. Es geht schließlich um ein Tier und nicht um ein Sportgerät. Aber nicht nur bei den Pferden ist das so, das kann man auch auf Hunde übertragen...
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Snoopy
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#6 Re: Ist Geiz geil?

Beitrag von Snoopy » So 2. Mär 2014, 08:43

Kann meinen Vorrednern nur zustimmen.

Man kann ja Glück haben und ein günstiges Pferd schießen. Aber einen gewissen Preis hat das nunmal auch. Und das sind meist mehr als 500-1.000€.

Die meisten, die nix ausgeben KÖNNEN und dennoch nen "Gaul" haben wollen, vergessen wohl, dass die billigen Pferde kaputt sind.
Hinterher hohe TA Kosten und das Ergebnis kann man auf diversen Anzeigenseiten sehen: "Habe mir ein Pferd gekauft, kann den TA nicht bezahlen. Sponsort mich wer?" - "Kann mir die TA Kosten nicht mehr leisten und verkaufe daher meine Eskiiii-Sammlung" - usw.

Kurzfassung: Wer es sich nicht leisten kann, soll es bleiben lassen.
Wir haben kleine Pferde für kleine Leute, kräftige Pferde für kräftige Leute, schlanke Pferde für schlanke Leute, große Pferde für große Leute.

Und für alle, die noch nie geritten sind, haben wir Pferde, die noch niemand geritten hat
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#7 Re: Ist Geiz geil?

Beitrag von kaltesBlut » So 2. Mär 2014, 10:35

Na ja, ich find den Artikel etwas einseitig. Der geht nämlich nur auf die "armen" Züchter ein. Es gibt aber nicht nur Züchter, sondern auch Privatleute, die ihre Pferde aus irgendwelchen Gründen nicht mehr haben können oder wollen und verkaufen müssen.

Wie einige ja wissen, war ich auch bei Züchtern um nach Pferdchen zu gucken. Das Ende vom Lied: Der eine hat mich angelogen und auflaufen lassen. Das war die ganz schlechte Erfahrung.

Ich hab aber auch sehr gute Erfahrungen bei Züchtern gemacht. Nur letztlich hat es dann entweder nicht gepasst, weil zu roh oder weil der "Funke" nicht übersprang oder anderes.
Pferdekauf ist und bleibt halt auch ein Gefühlskauf. Da kann das Pferd noch so toll sein und so gute Aufzucht haben, wenn das Gefühl nicht passt, passt es nicht.
Züchter haben für mich - trotz der einigen Schlawiner, die ich kenne - durchaus ihre Berechtigung. Aber wenn ich mein Pferd dort nicht finde, suche ich woanders weiter.

Und klar habe ich meine Kostenobergrenze. Ist einfach so. Ich gebe nicht beliebig viel Geld für mein Hobby aus. Das ist einfach eine Kalkulation, die letztlich passen muss. Da bin ich einfach Realist. Ich bin kein Krösus und muss mit meinem Geld auch meine Familie unterhalten. ich wäge schon ab, ob ich nun einen Tierarzt rufe oder ob ich noch einen Tag abwarte. Ist es ernst, wird er sofort angerufen, ist es nur mal ein Ticken und ich sehe nichts besorgniserregendes, kann das auch einen Tag warten. Muss ja nicht Sonntag sein, wenn es kein absoluter Notfall ist.

Der Sattler kommt nicht jährlich, aber er kommt, wenn ich der Meinung bin, dass ich einen neuen Sattel brauche (obwohl der nächste vermutlich ein Lammfellsattel wird). Ändern kann man die Westernsättel eh nicht bzw. nur in ganz geringem Maße.

Zur Pferderettung selbst stehe ich ziemlich kritisch. Ich denke mir halt: Wenn das Pferd zum Schlachter gehen soll, bitte dann geht es dahin. Das ist für mich jetzt kein Beinbruch mehr. Früher, als Kind, habe ich Rotz und Wasser geheult, als ein Fohlen meines Onkels zum Schlachter musste, weil sich sonst kein Käufer dafür fand. Heute sehe ich das realistisch. Ich esse Kälber, Lämmer, Rinder ... sollen doch die anderen Pferd essen, wenn es ihnen schmeckt.
Und ich finde, es gibt im eigenen Land genügend Notfälle, so dass man die armen Tiere nicht auch noch hunderte oder tausende Kilometer transportieren muss.

Da kaufe ich dann lieber ein Pferd, weil eine Familie es - z. B. wie bei meinem - aus der Not heraus verkaufen muss. Aber ich kaufe es halt nur dann, wenn mir das Pferd zusagt. Ich habe mir wirklich viele Pferde angeguckt und da waren Pferde dabei von 500 - 5.000 €. Aber wenn es mir nicht zusagt, kaufe ich es nicht. Egal, wie günstig oder teuer es ist. Letztlich habe ich auch für diese Art Pferd einen (fast) zu hohen Preis bezahlt, aber das war mir mein Pferdchen wert. Auch wenn sie ihre Macken hat und die Fehlstellungen. Ein besseres Pferd hätte ich mir nicht wünschen können. Den Kauf bereue ich keinen einzigen Tag.

Wobei ich ja schon ein paar Leutchen so kenne, bei denen es heißt: Es muss teuer sein, sonst taugt es nichts. Und andere, die es umsonst haben wollen, weil es im Gegenzug dafür Liebe bekommt.
Für mich ist ein Pferd ein Lebewesen, um das ich mich so lange kümmern werde, so lange es möglich ist. Und da muss halt die Chemie passen. Und ja, ich schreibe bewusst "so lange es möglich ist". Denn ich kann noch so oft erzählen, dass das Pferd bis zum Lebensende bei mir bleibt. Aber, es kann so viel passieren, dass es manchmal einfach zum Pferdeverkauf kommen kann oder muss. Und man sich entscheiden muss zwischen Familie und Pferd. Letztlich ist für mich klar, dass die Familie Vorrang hat. Auch, wenn das hart klingt. Aber so lange ich ein Pferd halten kann, halte ich es. Ganz besonders meines :cuinlove:

Und zur Gesundheit: Der Preis eines Pferdes sagt nichts, aber auch wirklich gar nichts darüber aus, ob in Zukunft mehr oder weniger TA-Kosten oder sonstige Kosten anfallen. Es kommt halt immer auf den Einzelfall an. Ein geschenktes Pferd kann im Unterhalt genauso teuer oder günstig sein, wie ein für viel Geld Gekauftes.

Ups, jetzt habe ich mal wieder einen Roman verfasst :roll: aber meine Meinung ist halt einfach differenziert. Für mich gibt es da kein Schwarz und Weiß. Jeder Topf wird schon sein Deckelchen finden. Über welchen Weg auch immer.
:D Der (schwarze) Ferrari unter den Kaltblütern :D
Ich hoffe, du lässt es anständig krachen auf der ewigen grünen Wiese
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