Falsch sozialisiertes Pferd ???

Alles rund ums Pferd, was nicht so recht in die anderen Kategorien rein passen mag.
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DieDevi
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#1 Falsch sozialisiertes Pferd ???

Beitrag von DieDevi » Mo 16. Jan 2012, 14:36

Ich weiß nicht so recht wo hin mit dem Thema, also bitte verschieben wo es hin gehört ;)

An meinem neuen Stall steht ein fuchswallach mit eigenartigen Verhaltensweisen.

Zu ihm:
- Traber
- 7-8 Jahre alt
- erst vor 2 Jahren gelegt
- war bis vor 2-3 Jahren als Hengst nur bei seiner Mutter, kannte sonst keine anderen Pferde.

Er zeigt total atypische Verhaltensweisen.
Zur begrüßung legt er die Ohren drohend an, giftelt sogar manchmal.
Er knabbert dauernd an einem rum (ist wohl eher erziehungssache)
Wenn ihm irgendwas nicht passt versucht er sich dauernd selbst in die Brust zu beissen, schlägt um sich, steigt dauernd.
Er dreht sich teilweise ewig in der box, macht Seitengänge an der Boxenwand entlang (kein weben) und biegt sich dabei (wie um einen schenkel extrem)

Ausserdem ist er extrem empfindlich im Rücken, der Ostheopath ist regelmäßiger Gast.
Bei der letzten Behandlung hat er wohl Entzündungen an den Wirbeln festgestellt.
Der Wallach lies sich kaum noch anfassen, keilte sobald man den rücken berührte etc.

Longieren:
Er ist total unausbalanciert. dreht den Kopf extrem nach aussen um sich auszubalancieren, kann nicht richtig galoppieren, kommt immer nach innen.

Reiten:
Sehr brav, stellt sich in den Kurven auch noch aussen. Ist sowohl im Gelände als auch in der Halle relativ leicht an den Zügel zu stellen, aber biegung geht gar nicht.

Wie würdet ihr vorgehen?
Mehr longieren? Mehr reiten?

Sattel passt, seine Besi ist Sattlerin.
Zähne werden regelmäßig gemacht, werden nun auch nächsten Monat wieder gemacht.


Wie würdet ihr mit dem Pferd umgehen?
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TinkerBell
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#2 Re: Falsch sozialisiertes Pferd ???

Beitrag von TinkerBell » Mo 16. Jan 2012, 14:48

Puuuh...

Ist natürlich schwer zu beurteilen. Aber spontan würd ich fragen, ob der grad überhaupt reitbar ist???

Was sagt denn Osteo dazu?
Darf er grad geritten werden? Wenn ja, wie intensiv?
Allzu viel Gewicht würd ich da wohl erstmal nicht drauf setzen. Denn das klingt ja schon nach übelsten Schmerzen, die er da hat!

Darf er auf Koppel? Kennt er das überhaupt? Und wenn ja, wie oft und lange?

Prinzipiell würde ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen: so viel wie möglich raus auf die Koppel! Gerne auch bißchen hügelig und bergig.
Wenn er das nicht kennt, langsam dran gewöhnen und den Zeitraum steigern.
Und erstmal von unten trainieren. Statt Gewichtsbelastung auf dem schmerzenden Rücken.

Meiner Meinung nach kann dieses "Drohverhalten" auch eine Art Verzweiflung sein. Wenns eh schon zwickt und zwackt, dann lieber gleich mal giftig sein und den potenziellen Gegner einschüchtern.
Ausserdem bin ich persönlich auch um einiges grandiger und giftiger, wenn ich irgendwo Schmerzen hab!

Wie gesagt, wie heftig das ist, kann ich nicht beurteilen. Deiner Beschreibung nach klingts nach ziemlichen Schmerzen!
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DieDevi
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#3 Re: Falsch sozialisiertes Pferd ???

Beitrag von DieDevi » Mo 16. Jan 2012, 15:23

Also:
Nach der letzten Osteo behandlung sollte er 1 Woche nur Koppel und spazieren gehen. Danach wieder langsam anfangen.
Derzeit arbeitet sie ihn ca. 2-3 x pro Woche. Wobei da auch mal nur laufen lassen dabei ist.

Koppel kennt er, war er ja jahrelang mit seiner Mama auch schon.
Bei uns stehen sie nun in einer 4-er Herde. Im Sommer täglich von 8 bis 16 Uhr Koppel (auch mal länger)
im Winter stehen sie auf dem Winterpaddock auch von 8-16 Uhr.

Seine Besi ist auch ne kleine relativ zierliche. Mehr als 55 kg wiegt die denk ich nicht.
Das problem ist halt, dass da auch viel falscher Erziehung reinspielt. Aber die Besi ist bei Bodenarbeit/longieren auch etwas eingeschüchtert, da er mal agressiv auf sie losgegangen ist.
Ist vor ihr gestiegen, hat mit den Vorderhufen nach ihr gehauen, geschnappt etc.

Von der Muskulatur her schaut er gar nicht schlecht aus, beim laufen lassen schleift seine Nase meist schon fast am boden (wenn er sich denn dann mal entspannt) ansonsten eben nur HarryHirsch.
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#4 Re: Falsch sozialisiertes Pferd ???

Beitrag von Leo » Mo 16. Jan 2012, 15:46

Hört sich ja ähnlich an wie Asti. :D
Das mit dem sich selber zwicken kommt bei Hengsten wohl oft vor.
Hat er noch nicht gemerkt, dass er Wallach ist?
Wie lange hat die Besi ihn jetzt?
Ich würd wohl viel longieren - gar nicht wegen dem longieren, sondern, weil man das Pferd dabei gut beobachten kann und ich denke, dass das auch in gewisser Weise die Bindung fördert. find ich.
Aber nicht Kopf am Boden sondern Dehnungshaltung. Erst Dehnen, dann am biegen arbeiten.
Evtl.Doppellonge.
Dann alles ignorieren, was unerwünscht ist, positives Verhalten verstärken.
Viel Gelände, wenn er da nicht mit Rübe hoch läuft, find ich auch nicht schlecht.
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#5 Re: Falsch sozialisiertes Pferd ???

Beitrag von TinkerBell » Mo 16. Jan 2012, 15:55

Ich würd auch trotzdem oder gerade deshalb vor allem erstmal vom Boden aus arbeiten. Longe. Handarbeit. Was auch immer. Von mir aus auch Spaziergänge bergauf und bergab.

Aber weder Harry Hirsch noch Nase auf Boden.
Denn nur Nase auf Boden - ist erstens ZU tief. Und zweitens dehnt das zwar, stärkt aber eher weniger!

Ich würde schon dran arbeiten, dass die HH und damit auch der Rücken was arbeiten müssen. Sich anspannen müssen. Im positiven Sinne. Und dann eben auch immer wieder schönes Abstrecken.
Aber eben nicht "Nase am Boden". Sondern schön untertreten hinten und Nase ordentlich v/a.
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#6 Re: Falsch sozialisiertes Pferd ???

Beitrag von Charda » Mo 16. Jan 2012, 17:02

Jup. Ich würde das auch so angehen, wie Tinki schreibt. Reiten würde ich sogar erst mal komplett weg lassen.
Bodenarbeit an der Hand (da kann man auch Seitengänge udn Biegung üben) und viel longieren. Evtl. sogar Doppellonge anfangen und dann vlt. arbeit am langen Zügel. Wenn er da dann mal so weit ist, dass er sich biegen kann und stellen lässt, würd ich das unter Reiter nochmal anfangen.
Du kannst an der Hand oder DL z.B. viel Slalom um Hütchen oder im Stangen L machen, das kannst du natürlich auch an der Longe oder in Verbindung mit Bodenarbeit. Die erste Zeit würde ich erst mal gar nicht ausbinden. Komplett darauf verzichten und ihn selbst erst mal den Weg suchen lassen. Die Ausbinder kannst du immernoch dazu nehmen, später. Generell find ich es aber schon wichtig, dass du ihm nach einer gewissen Zeit den richtigen Weg zeigst. Ihn also irgendwann für die Longenarbeit ausbindest. Das ist ja im Normalfall auch nicht jeden Tag, wenn ihr die Arbeit abwechslungsreich gestaltet.

Dass er ständig an einem rum knabbern muss, ist denke ich in der Tat erziehungssache. VIelleicht gabs da ja auch mal das ein oder andere Läckerchene infach so?! Aber generell lässt sich das durch sanftes weg schieben ganz einfach in den Griff bekommen.

Dass er empfindlich am Rücken ist, nachdem er die Entzündung dort hatte, kann noch eine ganze Weile anhalten. Geduld und SPrucke und stetiges sanftes Streicheln am Rücken, helfen denke ich, den "Schmerz" dort zu vergessen oder zu helfen, dass er es nicht mehr so sensibel nimmt.

Dass er sich bei Belastung oder Dingen die er nicht gerne macht, in die Brust beißt, das kenn ich von Alina. Die hat das am Anfang ganz ganz schlimm gemacht. Dazu hat sie meist noch trotzig mit dem Vorderbein gestampft oder nach vorne getreten. Das ist eine richtige Trotzerei! Ignorieren!!! Einfach nicht darauf eingehen. Bei alina ist es nur noch ab und an so, dass sie sich in die Brust beißt. Meist, wenn ich was von ihr verlange, was sie noch nicht aus dem FF beherscht.
Viele Menschen sind zu gut erzogen um mit vollem Mund zu sprechen, haben aber keine Probleme dies mit leerem Kopf zu tun.
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#7 Re: Falsch sozialisiertes Pferd ???

Beitrag von DieDevi » Fr 27. Jan 2012, 08:02

Danke für eure Antworten!
Ich werde mit der Besi bei zeiten darüber sprechen, aber momentan fällt ihr Pferd komplett aus.
Letzte Woche hat er einen wahren Marathon bzgl. Ärzten hinter sich.

TA: Bänderzerrung im Knie seit ca. 2 Wochen. Metacam und Ruhe.

Zahnarzt: Zähne wurden geraspelt, Schneidezähne gekürzt und Fehlstellung korrigiert
(laut aussage des ZA kann diese Fehlstellung seine Rückenschmerzen auslösen)

Ostheopath: Entzündung der Wirbel ist deutlich besser geworden, er hat immernoch Schmerzen, haut aber nicht bei jedem Kontakt aus. -> 2 Wochen gar nicht reiten, täglich 20-30 minuten im Schritt spazieren gehen.
Danach 2 Wochen Schritt reiten. Täglich Massage ;)
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#8 Re: Falsch sozialisiertes Pferd ???

Beitrag von kaltesBlut » Fr 27. Jan 2012, 08:06

Oh je. Aber andererseits: Gut, dass er nochmal komplett durchgesehen wurde. Es wäre der Besi und ihm zu wünschen, dass damit schon ein Großteil des Problems behoben werden konnte.

Ich drück euch die Daumen und vor allem, dass die Zerrung gut ausheilt! So was ist echt ekelhaft!
:D Der (schwarze) Ferrari unter den Kaltblütern :D
Ich hoffe, du lässt es anständig krachen auf der ewigen grünen Wiese
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#9 Re: Falsch sozialisiertes Pferd ???

Beitrag von Charda » Fr 27. Jan 2012, 08:49

Super, dass er so durchgecheckt wurde! :thumbs:
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#10 Re: Falsch sozialisiertes Pferd ???

Beitrag von TinkerBell » Fr 27. Jan 2012, 11:11

Na dann mal gute Besserung!
Gut, dass das alles erkannt wurde!
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