Unfallversicherung vs. Berufsunfähigkeit

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Smigel
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#1 Unfallversicherung vs. Berufsunfähigkeit

Beitrag von Smigel » Fr 9. Dez 2011, 15:58

Ich erlaube mir, einen älteren Beitrag von mir hierher zu kopieren, der an Aktualität nichts eingebüßt hat - und da es uns alle betrifft, passt es auch super hier her (u. a. wegen dem "Risiko Reitsport").


Da hier immer wieder die "Wichtigkeit" der Unfallversicherung im Zusammenhang mit dem Reitsport erwähnt wird, möchte ich mal - wie es die Überschrift schon verrät - mal ein wenig Klarstellung betreiben. Ich habe es zwar schon mehrfach in diversen Themen erwähnt, aber auf diesem Wege hoffe ich, die breite Masse etwas besser zu erreichen.

Die Unfall-Versicherung ist in meinen Augen ein "Dumm-Nuss-Produkt", weil es jeder Dummkopf verkaufen kann und weil sich die meisten bei der sinnvollen Gestaltung eines solchen Vertrages keine richtigen Gedanken machen. Es scheint sich aber - warum auch immer - der Irrglaube in allen (Verbraucher-) Köpfen festgesetzt zu haben, ein solcher Vertrag sei ein "Muss". Ist er aber nicht!

Die Unfallversicherung ist natürlich ein sehr sinnvolles Produkt - ich verfüge selbstverständlich auch über eine entsprechende Absicherung. ABER: Sie ist nicht so "wichtig" und weitgreifend, wie viele wohl glauben. Zudem kommt es - wie bereits gesagt - auf die richtige Gestaltung an.

Lange Rede, nun zum Punkt bzw. dem Vergleich:

Die Unfallversicherung leistet - wie der Name sagt - bei Unfällen. Es gibt zahlreiche Leistungen, die in einem solchen Vertrag versichert werden (können). Unter anderem sei da das Krankenhaustagegeld oder die Todesfall-Leistung genannt, die für mich beide den größten Schwachsinn weit und breit darstellen. Warum? Ganz einfach: Was ist, wenn ich wegen einem Blinddarm-Durchbruch im Krankenhaus liege? Was ist, wenn ich an einem Herzinfarkt versterbe? Sind das Unfälle? NEIN!! Also: Keine Leistung aus der UV. WENN ich diese Leistungen versichern will, dann wäre es doch wesentlich sinnvoller, dieses über die RICHTIGEN und passenden Versicherungen abzusichern - in dem Fall eine Krankenhaustagegeld-Versicherung, die IMMER leistet und eine Risiko-Lebensversicherung, bei der es ebenfalls egal ist, auf welchem Wege ich es vorziehe, ins Gras zu beissen.

Somit wäre der Sinn eines solchen Einschlusses innerhalb einer UV ad absurdum geführt (ganz seltene Ausnahmen bestätigen nur die Regel).

Nun zum KERN der UV: Die Invaliditäts-Leistung. Zuerst zur Invalidität selbst ein paar Worte: "Invalidität" heisst: Eine dauerhafte Beeinträchtigung an Leib und Leben. Beispiel: Mir fällt ein Arm ab. Anhand einer sogenannten "Gliedertaxe" kann ich nun ablesen: Smigel komplett: 0 % invalide. Smigel mit nur einem Arm: 50% invalide, Smigel ohne Arme: 100% invalide. Anhand dieses Invalidität-Grades erfolgt eine Leistung aus der Unfallversicherung. Die Leistung wird meistens progressiv gestaltet, was nicht anderes heisst: Je schlimmer es mich erwischt umso mehr Geld erhalte ich - allerdings nicht linear, sondern überproportional. Grund: 20 % Invalidität sind noch nicht soooo schlimm, aber bei 80% geht man - im wahrsten Sinne des Wortes - am Stock und braucht entsprechend viel Kohle für Umbaumaßnahmen am Haus / der Wohnung auf behindertengerechte Einrichtung usw. Gleiches gilt fürs Auto und andere Bereiche des alltäglichen Lebens.

DAS - und nur das - ist der WAHRE Sinn der Unfallversicherung.

Nun zum Sinn meines Beitrages: WAS IST IM FALLE EINER KRANKHEIT? Was ist bei Rückenleiden, durch die ich nicht mehr in meinem Beruf arbeiten kann? Was nach einem Herzinfarkt / Schlaganfall, der mich in die Knie zwingt? Was bei einer plötzlich auftretenden Allergie gegen Substanzen, mit denen ich täglich arbeiten muss ( z. B. als Bäcker, Friseur, Chemie-Arbeiter u. ä.)? Was tun bei MS? Was bei Krebs / schweren Tumor-Erkrankungen? Was bei Depressionen oder sonstigen psychischen Leiden (u. a. durch Arbeitsüberlastung oder Mobbing ausgelöst)? Was bei einem kaputten Knie?

Als dies - und noch viel mehr - kann mich dauerhaft daran hindern, mein Beruf auszuüben. Anders gesagt: Es kostet mich mein Einkommen, dass von Heute auf Morgen wegbricht. Ich werde berufsunfähig. Unfähig, mir mein Einkommen in dem erlernten / ausgeübten Beruf zu verdienen - obwohl ich gerne will. Und die Unfallversicherung? Die liegt schön in der Akte - und hilft NICHT. Es war ja kein Unfall. Na super.

Genau dafür gibt es die Berufsunfähigkeitsversicherung. Denn die bemisst ihre Leistung nicht an einer - eher abstrakten - Latte wie der Invalidität, sondern alleine an dem Merkmal, ob ich in der Lage bin, weiterhin Geld zu verdienen oder nicht. Ob eine Krankheit oder ein Unfall die Ursache dafür ist, spielt KEINE Rolle.

Um die Notwendigkeit nochmal zu unterstreichen: Eine heute 25-Jährige Person mit 1.200 € Netto-Einkommen verdient in ihrem - voraussichtlichen - Arbeitleben (bis 67), ohne Berücksichtigung von Lohnsteigerungen, ca. 605.000 €. Bei einem Gutverdiener, 30, monatliches Netto 3000, da stehen schon ganze 1,3 Millionen auf dem Spiel. Wie man sieht: Die Verbraucherschützer weisen nicht umsonst auf die Wichtigkeit dieser Absicherung hin!!

Im Schnitt erreicht nahezu jeder 4. Arbeitnehmer NICHT das Regel-Rentenalter von 65 (bzw. 67) Jahren und scheidet vorzeitig aus seinem Beruf aus. Wollen wir doch mal gucken, was der Staat so zu bieten hat. *topfhol* *deckelaufmach**reinguck* Hups, NIX drin. Lösung des Rätsels: Für einen Berufsunfähigen hat der Staat nur die "Lösung" namens "Hartz IV" übrig. Denn eine staatliche BU-Absicherung gibt es nicht mehr. Es gibt nur eine "EU" - eine Erwerbsminderungs-Rente. Und Erwerbsunfähigkeit heisst: Ich kann GARNICHTS mehr. Kein Tütenkleben, kein Krabbenpuhlen an der Nordsee - nix. Auf gut deutsch: Total frack, am Ende.

Ich will nun nicht zu sehr ins Detail gehen, das würde zu umfangreich. Aber nehmen wir den 25-Jährigen, der "EU" würde. Was bekommt er vom Staat? Antwort: Bei "teilweiser" EU hat er ca. 270 € zu erwarten, bei voller EU ganze 530 €. Na dolle Wolle. Super Aussichten. Wohlgemerkt bei EU, nicht bei BU. Das heisst, demjenigen geht es so richtig dreckig! Derjenige ist schwerst erkrankt / behindert!!!

War da noch jemand, der mir sagen möchte wie "furchtbar wichtig" die Unfallversicherung ist????

Das es bei einer BU-Absicherung auf allerhöchste Qualität ankommt, ergibt sich allein schon aus der Brisanz des Themas. Wer hier im Internet auf Billig-Anbieter-Suche begibt, ist m. E. selbst Schuld. Denn hier darf man nicht auf 5 € schauen, sondern in erster Linie auf Qualität - diese erkennt man als Laie z. B. an den "FFF" von Franke & Bornberg oder den 5 Sternen von Morgen & Morgen, den beiden wichtigsten internationalen Rating-Agenturen in diesem Bereich. Zudem ist ein Berater vor Ort, der für den Kunden da ist, hier nicht nur hilfreich, sondern m. E. notwendig.

So, das musste mal gesagt werden. Denn leider wird von vielen Personen, die selbst im Versicherungs-Bereich tätig sind, viel zu viel Gewichtung auf eine UV gelegt, die meist viel zu umfangreich (siehe Krankenhaustagegeld) gestaltet wird und obendrauf auch noch viel zu teuer ist. Das hat oft nichts mit bösem Willen zu tun, sondern mit Scheuklappen-Denken und dem unüberlegten Nachplappern toller Werbe-Aussagen. Das entsprechende Geld fehlt dann für eine sinnvolle BU - die natürlich nicht für 10 € im Monat zu haben ist. Das ist in meinen Augen keine sinnvolle Beratung, sondern unvollständige Erledigung von Hausaufgaben. Aber darauf stoße ich in der täglichen Praxis fast jeden Tag und fasse mir dabei immer wieder nur an den Kopf. :?

Ich hoffe, dass ich hier mal mit der ein oder anderen (falschen) Vorstellung aufräumen konnte und das diese Infos so manchem weiterhelfen. Wenn hier nur einer unter uns ist, der durch diese Info meinerseits seine "tolle UV" mal überdenkt, der kann Geld sparen - und eine BU abschließen. Wenn diese dann irgendwann mal greifen muss (was ich keinem wünsche) - dann wünsche ich einerseits gute Besserung im voraus und freue mich andererseits, dass sich der- / diejenige zumindest zu den körperlichen Leiden keine allzu großen finanziellen Sorgen mehr machen braucht. Dann hatte das Ganze hier auch einen langfristigen Sinn.

Gruß

Dennis
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#2 Re: Unfallversicherung vs. Berufsunfähigkeit

Beitrag von Charda » Fr 9. Dez 2011, 17:58

So oder so ähnlich hat mir das mein Versicherungsmann auch erklärt. Die BU kommt aber bei mir nicht mehr in Frage, da ich schon eine Umschulung bekommen habe. (rücken)

In dem Fall hab ich einfach nur eine "lebensversicherung" abgeschlossen, die ich mir aber zum z.B. Bauen dann auch auszahlen lassen kann. Oder eben später als zusätzliche Rente.
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#3 Re: Unfallversicherung vs. Berufsunfähigkeit

Beitrag von Smigel » Mo 12. Dez 2011, 13:20

Hallo Charda!

Wer erzählt Dir denn den Käse, dass wegen dem Rücken eine BU nicht mehr infrage kommt? Ich habe schon x Personen, die "Rücken haben", mit einer super BU-Absicherung ausgestattet.... :gruebel: :irre:
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#4 Re: Unfallversicherung vs. Berufsunfähigkeit

Beitrag von Charda » Mo 12. Dez 2011, 15:04

Die RÜcken haben, also Arthrose und schon eine Umschulg bezahlt bekommen haben? Mir wurde erklärt, dass ich da unverhältnis mäßig viel rein zahlen müsse. es sich also bei meinem Befund nicht rechnen würde.
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#5 Re: Unfallversicherung vs. Berufsunfähigkeit

Beitrag von Smigel » Mo 12. Dez 2011, 18:03

Charda hat geschrieben:Die RÜcken haben, also Arthrose und schon eine Umschulg bezahlt bekommen haben? Mir wurde erklärt, dass ich da unverhältnis mäßig viel rein zahlen müsse. es sich also bei meinem Befund nicht rechnen würde.


Sorry, aber das ist ganz, ganz großer Käse. :irre: Wer Dir sowas erzählt, der hat echt NULL Ahnung von der BU-Absicherung bzw. der Einrichtung einer solchen! :stumm: Wo hast Du Dich denn da .... äh.... "beraten" lassen, wenn ich fragen darf?
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