Atypische Weidemyopathie

Bauchweh, Nieren, Leber & Co
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LeonieMay
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#1 Atypische Weidemyopathie

Beitrag von LeonieMay » So 22. Jan 2012, 11:42

Seit Jahren ist die atypische Weidemyopathie der Schrecken von uns Pferdebesitzern, da man immer noch nicht weiß, warum und weshab sie entsteht und fast immer zum Tod führt. In der aktuellen ReiterRevue wird ein Zuwachs berichtet. Ich möchte Euch an ein paar Ausschnitten teilhaben lassen.

Bis Anfang Januar 2012 sind der Veterinärmedizinischen Fakultät in Lüttich 160 Fälle mit der Diagnose atypische Mopathie gemeldet worden. dise Fällte traten in: Deutschland (54), Frankreich (41), Großbritanien (35), Belgien (16), Schweiz (7), Österreich und Amerika (3) und in Knaada (1). Die Dunkelziffer der erkrankten PFerde ist wesentlich höher.

In Sachsen erkrankten alleine 39 Pferde, von denen nur 10 überlebten. Auf der Website der Universität Lüttich werden Pferdebsitzer weiterhin aufgerufen, Fälle zu melden. www.myopathieatypique.fr


Weiter wird beschrieben:

Von der atypischen Weidemyopathie betroffener Pferde zeigen eine Muskelschwäche, die jedoch nicht durch körperliche Arbeit ausgelöst wird. Wie beim Kreuzverschlag kommt es bei der atypischen Weidemyopathie zum Muskelzerfall. Atypisch im Sinne von ungewöhnlich heißt die Krankheit, weil man bis heute keine eindeutige Ursache dafür gefunden hat und sie sich durch das Fehlen der vorher gegangenen Belastung von anderen, bekannten Muskelerkrankungen des Pferdes unterscheidet.

Weitere Krankheitssymptome sind:
Schweißausbrüche,
Muskelzittern,
das Absetzen von dunkel gefärbtem Urin,
Mattikgeit oswie
erhöhte Puls- und Atemfrequenz.
Hochgradig gerötete und bläulich gefärbte Schleihäute könne ein weiteres Indiz sein.

Möglich sind auch typische
Kolikanzeichen wie Unruhe, Scharren, Bauchtreten oder Wälzen. Dabei hat das Pferd jedoch noch Darmgeräusche und Appetit, kann aber nur schwer schlucken.

Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung legen sich die Pferde hin und zeigen Streckkrämpfe und Ruderbewegungen.


Weiter wird überlegt, ob Ahorn eine Rolle spielt, da der bekannte Bergahorn in der Nähe erkrankter Pferde gefunden wurde.

Zu den Risikogruppen zählen dort:

- Pferde, die jünger als 3 Jahre sind, aber auch ältere Pferde. In diesem Herbst ist allerdings erstmals ein Saugfohlen verstorben

- Pferde in schlechter körperlicher Verfassung

- nicht geimpfte und nicht entwurmte Pferde

Vorsichtsmaßnahmen:

Beschranke sie den Weidegang drastisch, wenn Fälle ovn atypischer Weidemyopathie in ihrer Gegend aufgetreten sind.

Füttern sie die PFerde bedarfsgerecht.

Heu auf der Weide nicht direkt vom Boden füttern, in der risikanten Jahreszeit auch MIneral- und Kraftfutter geben.

Senken sie das Erkrankungsrisiko, indem sie dafür sorgen, daß Pferde in den kritsischen Jahreszeiten nicht 24 Stunden permanent auf abgefressenen Weiden stehen

Lassen sie Pferde bei angekündigtem Nachtfrost nicht draußen. Aufgestllte PFerde sollten dann erst am späten Vormittag auf die Weide gelassen werden.

Geben sie den PFerden gerade während der riskanten Jahreszeiten nur fisches Wasser. Verhindern sie, daß die Pferde beispielsweise aus Pfützen trinken

Weiden mit vielen abgefallenen Bättern meiden. Entfernen sie diese

Entfernen sie alle Giftpflanzen ovn der Weide.

Äppeln sie die Weide regelmäßig ab

Sorgen sie für eine regelmäßige Düngung der Weide.

Wenn ein Fall der atypischen Weidemyopathie bestätigt wurde, muß die Weide für mindestens eine Saison gesperrt werden. Danach sollten Pferde, wenn überhaupt, nur stundenweise auf diese Weide gelassen werden.

(Quelle: ReiterRevue International 2/2012)


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#2 Re: Atypische Weidemyopathie

Beitrag von Leo » Di 24. Jan 2012, 12:30

Ist ja lustig. Ich hatte ja glaub ich letzte Woche schon im Chat von dem Pony der Nachbarin erzählt. Jetzt wurde ein "leichter" Kreuzverschlag diagnostiziert. ich mußte direkt an die Atypische Weidemyopie/-myopathie/-myoglobinurie denken und hab sie auch darauf angesprochen und vorgeschlagen, sie solle sich doch zumindest mal im Netz darüber informieren, weil mir nun auch nicht alle Risikofaktoren so im Kopf sind. Glücklicherweise hatten wir das Problem noch nicht, selbst dann, wenn wir die Pferde auch im Winter auf Winterweiden stellen konnten.
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#3 Re: Atypische Weidemyopathie

Beitrag von LeonieMay » Fr 26. Okt 2012, 14:39

Es gibt die ersten Forschungsergebnisse:

http://www.vu-wien.ac.at/fileadmin/v/z/ ... -10-22.pdf
(Quelle: vu-wien.ac.at)

Angeblich soll Ahorn und deren Samen dafür zuständig sein.


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#4 Re: Atypische Weidemyopathie

Beitrag von LeonieMay » Di 13. Nov 2012, 15:38

Noch mehr zu den neuesten Erkenntnissen, daß die Früchte des Ahorns die Ursache sind.

http://www.reiterrevue.de/news/aktuelle ... 93321.html
(Quelle: Reiter Revue)

Hier ist auch noch einmal ein Link im Artikel, wie man die Ahorn-Gruppen unterscheiden kann.




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#5 Re: Atypische Weidemyopathie

Beitrag von LeonieMay » Do 3. Okt 2013, 09:00

Es gibt weitere neue Erkenntnisse, daß nicht nur der gefundene Ahorn Schuld ist.

Ursachen

Im Rahmen von epidemiologischen Erhebungen betroffener Weiden in Europa als auch in Nordamerika konnten in fast allen Fällen Bäume in der Nähe der Koppeln gefunden werden. Am häufigsten waren dabei Ahornbäume vertreten. Das deckt sich auch mit den Untersuchungen des PGD von Fällen in Sachsen und Thüringen. Allerdings gab es auch wenige Fälle, wo keine Bäume bzw. keine Ahornbäume vorhanden waren.

In neueren Untersuchungen konnte ein Abbauprodukt der toxischen Aminosäure Hypoglycin A, welche sich in den Samen des Ahorns befindet, im Blut und im Urin von betroffenen Pferden aus Nordamerika und Europa gefunden werden. Von dieser Aminosäure ist bekannt, dass sie der AM ähnliche Krankheitsbilder beim Menschen verursachen kann.

Als weitere Ursachen für die AM werden Bodenbakterien (Clostridien) und/oder Schimmelpilze vermutet. Es ist bekannt, dass insbesondere Schimmelpilze wie z.B. Fusarien bei Temperaturwechsel um den Gefrierpunkt ihre Gifte (sogenannte Mykotoxine) vermehrt produzieren und freisetzen.

Auch eine Mangelversorgung an Nährstoffen und insbesondere an muskelzellschützenden (antioxidativen) Substanzen, wie z.B. Selen, scheint eine nicht unerhebliche Rolle bei der Krankheitsentstehung zu spielen. Bei Untersuchungen des PGD wiesen fast alle betroffenen ebenso wie nicht betroffene Pferde auf derselben Weide z.T. erheblich erniedrigte Selenwerte im Blut auf. Zu beachten ist dabei, dass Weidepferde ohnehin im Herbst einen höheren Verbrauch an antioxidativen Substanzen (auch Vitamine B, C und E) haben, wodurch eine bereits marginale Versorgungslage noch verstärkt wird.

Bei der Sektion verendeter Pferde war auffällig, dass diese häufig einen erheblichen Befall an Endoparasiten zeigten.

(Quelle: TSK-Sachsen)

Vollständiger Bericht unter:

http://www.tsk-sachsen.de/index.php/pfe ... 7-08-48-51

Ganz interessant.



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#6 Re: Atypische Weidemyopathie

Beitrag von LeonieMay » Mi 6. Nov 2013, 13:05

Auf FB hat Sonja Billig folgenden Aufruf und Information gestartet:

An alle Pferdebesitzer im Kreis Düren und Umgebung.

Heute Morgen mussten wir mit Erschrecken auf unserer Wiese im Kalltal feststellen, dass von unseren 8 dort zeitweise untergebrachten Pferden 5 verendet sind. Die 3 anderen schweben noch in Lebensgefahr und werden weiterhin beobachtet.
Der Grund hierfür ist höchstwahrscheinlich die sogenannte "Atypische Weidemyopathie".

Die Ursache der Atypischen Weidemyopathie ist bisher nicht bekannt, man vermutet die Aufnahme
von Pilztoxinen, die sich möglicherweise besonders im Herbst auf unseren Weiden bilden. Anderen Berichten kann auch der Bergahorn an dieser Erkrankung schuld sein.
Folgende Bedingungen scheinen das Auftreten dieser Krankheit zu begünstigen:

- Pferde haben ganztags oder den größten Teil des Tages Weidegang (Voraussetzung)
- Herbst, viel seltener Winter oderFrühjahr
- Keine oder nur geringe Zufütterung
- Plötzliche Wetterverschlechterung, besonders nach den ersten Nachtfrösten
- Möglicherweise Zugang zu Baumrinde abgestorbener Bäume
- Jungtiere bis zum Alter von 3 Jahren sind häufiger betroffen
- Bei Gruppenhaltungen erkranken oft mehrere Tiere
- Nasse Weiden ohne Unterstände

Symptome:
- Plötzliche Steifheit ohne Zusammenhang mit körperlichen Belastung
- Muskelzittern kann auftreten
- Die Pferde können ohne körperlich belastet worden zu sein erheblich Schwitzen
- Atembeschwerden können auftreten
- Die Herzfrequenz kann erhöht sein
- Die Pferde können apathisch sein
- Schwäche mit Tendenz zum Zusammenbruch, die auf eine Muskelerkrankung hindeutet ohne das die Muskeln geschwollen oder schmerzhaft sind
- Symptome können denen einer Kolik ähneln, dabei haben die Pferde aber weiterhin
normale Darmgeräusche
- Pferde zeigen keine ausgeprägten Schmerzsymptome und saufen und fressen in
der Regel sogar dann noch gut, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, aufgrund der
vorgeschrittenen Muskeldegeneration aufstehen zu können
- der Harn des Pferdes ist dunkelrot bis schokoladenbraun gefärbt

Achtet auf Eure Pferde!



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#7 Re: Atypische Weidemyopathie

Beitrag von LeonieMay » Sa 9. Nov 2013, 09:03

Die APP bittet im Namen von Uni Lüttich:

Beim Auftreten der atypischen Weidemyopathie bittet die AMAG / Uni Lüttich (Belgien) um Meldung.
Dort wird an dieser Krankheit, den Zusammenhängen und Ursachen geforscht.
Erreichbar ist die AMAG unter
www.myopathieatypique.fr
, dort auf der Startseite (englisch oder
französisch) finden sich die links zur Meldung eines Falles, jeweils einmal für den Tierbesitzer und
einmal für den Tierarzt


(Quelle: http://www.propferd.org/)

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#8 Re: Atypische Weidemyopathie

Beitrag von LeonieMay » So 10. Nov 2013, 09:21

Die Tierseuchenkasse Sachsen hat auf Ihrer HP auf folgendes hingewiesen:

http://www.tsk-sachsen.de/index.php/pfe ... 7-08-48-51

Die Westfalenpost vermeldet leider

http://www.derwesten.de/wp/staedte/nach ... 70735.html
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Harmony
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#9 Re: Atypische Weidemyopathie

Beitrag von Harmony » So 10. Nov 2013, 20:19

Der Artikel aus der WP ist von 2009 hab ich heute gemerkt :shock: ... vorher Augen auf sag ich da nur zu mir selbst :mx10: :ups: .
Nichts tut dem Inneren des Menschen so gut, wie das Äußere eines Pferdes!

Meine Anfänge der Jungpferdeausbildung - mein Stecki[/b][/url][/size]
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#10 Re: Atypische Weidemyopathie

Beitrag von kaltesBlut » Mo 11. Nov 2013, 08:42

Ja, das mit 2009 habe ich auch gesehen, dafür kann ich leider einen aktuellen Artikel bieten. Von dem ich wünschte, er wäre nicht wahr:

http://www.animal-health-online.de/klei ... thie/9260/

Ich habe ihn heute über mein E-Mail-Benachrichtigungssystem bekommen und dachte, den pack ich hier rein.

Was mir auffällt, ist dass er Mays Link im vorigen Beitrag in einigen Punkten widerspricht: In dem AHO-Artikel geht man davon aus, dass hauptsächlich ranghöhere Tiere betroffen sind, weil sie am meisten und ersten Fressen dürfen.

Ich bin so froh, dass unser SB 24h Heu zur Verfügung stellt, ich kann es euch gar nicht sagen. Da können die Pferde sich immer dran sattfressen und vor allem: Alle bekommen genug. Da gibt es keine rangniedrigen, die zu wenig abkriegen.
:D Der (schwarze) Ferrari unter den Kaltblütern :D
Ich hoffe, du lässt es anständig krachen auf der ewigen grünen Wiese
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